Schabowskis legendärer Versprecher: Das neue Reisegesetz ist „sofort, unverzüglich“ gültig

Ein historischer Versprecher auf der Pressekonferenz des SED-ZK zur DDR-Reiseregelung sorgte am 9. November 1989 für die Öffnung der jahrelangen, streng kontrollierten Grenzen.

An diesem Tag referierte Günter Schabowski über die zehnte Tagung des Zentralkomitees der SED. Der SED-Funktionär redete fast eine Stunde lang über Reformen der Partei, Wirtschaft und Gesellschaft. Der Journalist Riccardo Ehrman fragte nach dem neuen Reisegesetz, welche die DDR-Bürger am meisten bewegte.

Günter Schabowski folgte mit einer ausschweifenden Antwort und hing die entscheidenden Worte hinten dran: „Deshalb haben wir uns dazu entschlossen, heute eine Regelung zu treffen, die es jedem Bürger der DDR möglich macht, über Grenzübergangspunkte der DDR auszureisen.“

Der damalige Reporter Peter Brinkmann fragte, ab wann das neue Gesetz gelten solle. Daraufhin fing SED-Politbüromitglied Günter Schabowski an, in seinen Zetteln zu blättern. „Das trifft nach meiner Kenntnis – ist das sofort, unverzüglich.“, sagte Schabowski. Berühmte Halbsätze, die zum Jahrestag des Mauerfalls wiederholt werden.

Zunächst führte die Verkündung zu Verwirrung unter den Journalisten. Um 19.41 Uhr kündigte die dpa an, dass die DDR-Grenze offen ist. Der damals bekannte Moderator Hanns Joachim Friedrich formulierte um 22.42 Uhr in den ARD-Tagesthemen folgenden Satz: „Die DDR hat mitgeteilt, dass ihre Grenzen ab sofort für jedermann geöffnet sind, die Tore in der Mauer stehen weit offen.“

Daraufhin stürmten Zehntausende Berliner noch in der Nacht zu den Grenzübergängen und forderten deren Öffnung. Die erste Sperre wurde an der Bornholmer Brücke um 23.30 Uhr geöffnet. In dieser Nacht machten Tausende von Berlinerinnen und Berliner Geschichte – die Mauer war gefallen.

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