Exportorientierte Staaten verzeichnen aufgrund der „Covid-19“-Pandemie deutliche Handelsrückgänge. Am stärksten sind diese in China, Südkorea und den Vereinigten Staaten, etwas weniger stark in Deutschland. Besonders betroffen sind kleine und mittlere Unternehmen, die in globale Lieferketten eingebunden sind. Die Daten bilden bislang fast nur die angebotsseitige Störung aufgrund von Produktionsstopps ab. Durch den weltweiten Einbruch der Nachfrage dürfte der Handel noch deutlich stärker sinken. Dies zeigen auch Zahlen des IfW Corona-Datenmonitors.
Zum Jahresanfang in den Monaten Januar und Februar lag das chinesische Exportvolumen um 17,2 Prozent unter dem Vorjahreszeitraum. In westlichen Volkswirtschaften, wo das Coronavirus erst später ausbrach, sind signifikante Handelsrückgänge erst ab März zu beobachten. In Frankreich sanken die Exporte um 18,4 Prozent, in Italien um 13,4 Prozent, in den USA um 10,9 Prozent und in Deutschland um 7,9 Prozent. Für Deutschland bedeutet das einen Rückgang des Exports von 9,3 Mrd. Euro im Vergleich zum März 2019.
„Das globale Handelsvolumen dürfte noch längere Zeit unterhalb des Vorkrisenniveaus bleiben, denn diese Zahlen spiegeln weitgehend den Produktionsstopp vieler Unternehmen und die Maßnahmen wider, die die nationalen Regierungen ergriffen haben, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Ein noch besorgniserregenderer Schock für den Welthandel kündigt sich durch einen starken Rückgang der globalen Nachfrage an“, sagt IfW-Handelsforscher Vincent Stamer.
So verzeichnete Südkorea, ein bedeutender Exporteur von Unterhaltungselektronik, im April einen Rückgang der Warenexporte um -24,3 Prozent, obwohl das Land nur eine äußerst geringe Anzahl von Neuinfektionen und im ersten Quartal des Jahres nur eine minimale Exportreduzierung aufwies. „Die Rückgänge dort sind daher auf eine stark gesunkene internationale Nachfrage zurückzuführen“, so Stamer.
Auch die Frachtkapazität in der Containerschifffahrt ist stark rückläufig, wie Zahlen des IfW Corona-Datenmonitors zeigen. In der vergangenen Woche lag sie in europäischen Gewässern 7 Prozent unter den Erwartungen, also etwa in Nord- und Ostsee sowie dem nördlichen Mittelmeer. In amerikanischen Gewässern lag sie 10 Prozent, in asiatischen 5 Prozent unter den Erwartungen. „Die Containerschifffahrt in ganz Europa ist im März zurückgegangen und blieb im April und in der ersten Maihälfte bis zu 10 Prozent unter den Erwartungen. Es ist daher zu befürchten, dass die europäischen Exporte im April im Vergleich zum Vorjahr mindestens in gleicher Größenordnung zurückgehen wie im März, als sie um 7,9 Prozent gefallen waren.“
Am Beispiel Chinas lässt sich zeigen, dass vor allem kleine und mittlere Betriebe, die stark in internationale Lieferketten eingebunden sind, durch die Krise an Umsatz einbüßen. China erfasst die Handelsdaten separat für Unternehmen, die Komponenten aus dem Ausland geliefert bekommen und diese lediglich zusammenbauen. Die Exportvolumina blieben dort im April mit -7,4 Prozent rückläufig, während die Exporte in anderen Handelssegmenten eine Erholung zeigten. „Dies ist ein Beispiel dafür, wie sich der Handelszusammenbruch auf Unternehmen unterschiedlich ausgewirkt hat, insbesondere kleine und mittlere Unternehmen, die stark in internationale Lieferketten eingebunden sind, verlieren“, so die Co-Autorin Chowdhry.