Stars wie Ellie Goulding (33, „Burn“) setzen zuweilen auf extreme Fastenkuren, denn das sei, so die britische Sängerin, „sicher und nützlich“. Im Interview mit dem britischen „Mirror“ erklärte sie kürzlich, dass sie dabei 40 Stunden am Stück nichts esse. Kann das gesund sein? Ernährungsmediziner Dr. Matthias Riedl, Autor von „Iss dich gesund mit Dr. Riedl“ (GU Verlag), erklärt im Gespräch mit der Nachrichtenagentur spot on news, ob aggressive Fastenkuren gefährlich für den Körper sind und was es dabei zu beachten gilt.
Wie gefährlich ist es, während einer Fastenkur über 40 Stunden nichts zu essen?
Dr. Matthias Riedl: Gefährlich ist es an sich erst einmal nicht, solange man zumindest den Flüssigkeitsbedarf deckt und medizinisch nichts dagegen spricht. Natürlich hängt das auch von der Häufigkeit dieser Fastenmethode ab.
Was macht diese Fastenmethode mit dem Körper?
Riedl: Die zentrale Idee des Fastens ist die Selbstheilungskräfte des Körpers anzuregen. Innerhalb dieses Zeitraumes geht der Körper an seine Reserven. Speicher werden entleert und Fette mobilisiert.
Welche Nebenwirkungen hat es, so lange keine Nahrung zu sich zu nehmen?
Riedl: Es kann zu Begleiterscheinungen wie Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schlafstörungen, Kreislaufprobleme mit niedrigem Blutdruck, Hautreaktionen und Stimmungsschwankungen kommen.
Goulding behauptet, ihre Fastenmethode zuvor mit ihrem Arzt besprochen zu haben – ein Muss bei dieser Kur?
Riedl: Grundsätzlich sollte eine Ernährungsumstellung immer mit einer Ernährungsfachkraft besprochen werden, um sicher zu gehen, dass medizinisch nichts dagegen spricht. Das gilt besonders bei Krankheiten, die mit Medikamenten behandelt werden wie Diabetes oder Bluthochdruck, aber auch für Krebs.
Was muss man sonst noch beachten?
Riedl: Zum richtigen Fasten gehören ausreichendes Trinken, Entspannung und viel Bewegung, um dem Abbau der Muskulatur entgegen zu wirken.
Goulding hat zunächst mit einer zwölfstündigen Fastenkur begonnen. Ist das die bessere Methode?
Riedl: Diese Methode ist weniger drastisch und mit dem Intervallfasten vergleichbar, bei dem lediglich bis zu 16 Stunden zumeist über Nacht gefastet wird. Der Vorteil dieser Methode ist, dass der Stoffwechsel sich nicht verändert und keine Muskeln abgebaut werden, die Pfunde aber trotzdem purzeln.
Wie oft sollte man eine aggressive Fastenkur dieser Art anwenden?
Riedl: Eine vierzigstündige Fastenkur kann man nicht regelmäßig empfehlen. Eine Heilfastenkur von fünf bis 14 Tagen wird ein- bis zweimal jährlich empfohlen, das Intervallfasten ist dauerhaft umsetzbar und erreicht in puncto Gewichtskontrolle und Förderung der Selbstheilungskräfte annähernd ähnliche Ergebnisse wie radikales Fasten.
Wem würden Sie diese extreme Fastenkur empfehlen?
Riedl: Grundsätzlich niemandem. Empfehlenswerter wäre in jedem Fall das Intervallfasten. Sobald man über 50 Jahre alt ist, ist der Muskelmassenverlust unter Umständen so enorm, dass er langfristig durch intensives Krafttraining ausgeglichen wird. Aber wer macht das schon. Unterm Strich kann es dann zu einer anderen Krankheit kommen – die Sarkopenie, also Muskelschwund. Einer der wichtigsten Gründe im Alter für Pflegebedürftigkeit.