Erste Hilfe in der Corona-Krise: Das solltest du unbedingt beachten

Erste Hilfe kann man auch in der Corona-Krise leisten. - Platoo Fotography/Shutterstock.com

Erste Hilfe leisten – für viele eine Selbstverständlichkeit. Doch wie sieht es in Zeiten des Coronavirus aus? Einige Menschen sind aufgrund der Pandemie verunsichert und wissen nicht, wie sie sich in Unfallsituationen zu verhalten haben. Wie man jetzt Erste Hilfe leisten kann und was man dabei beachten muss, erklärt Prof. Dr. Peter Sefrin, Bundesarzt des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), im Interview.

Wie können Menschen in Zeiten der Pandemie Erste Hilfe leisten?

Prof. Dr. Peter Sefrin: Man kann auch in Corona-Zeiten Erste Hilfe leisten, wie man es sonst machen würde. Allerdings sollte man vermehrt auf die eigene Sicherheit achten. Das heißt, man verzichtet, wenn möglich, auf einen direkten Kontakt zum Patienten. Im Rahmen einer Reanimation zum Beispiel, sollte man deshalb die andere Person nicht beatmen.

Eine Mund-zu-Mund-Beatmung ist also nicht möglich. Was kann man stattdessen tun?

Sefrin: Wenn es um eine Reanimation geht, reicht in den meisten Fällen eine Herzdruckmassage. Eine Beatmung inklusive Herzdruckmassage ist natürlich das Optimum. Aber es geht primär um die Sicherheit des Helfers. Und bei einem direkten Kontakt – insbesondere im Bereich von Mund und Nase – würde die Chance bestehen, dass Keime vom Patienten eingeatmet werden. Dies hätte wiederum zur Folge, dass es zu einer Infektion kommen könnte.

Beamtet man aber dennoch jemanden von Mund zu Mund – kann man etwas tun, um das Infektionsrisiko zu minimieren?

Sefrin: Wenn man während der Corona-Pandemie eine Reanimation durchführt, besteht keine Verpflichtung zur Beatmung. Laut dem §323 c StGB ist eigentlich jeder Bürger zum Helfen verpflichtet. Allerdings heißt es in diesem Paragraphen auch: Wenn einer Person die Erste Hilfe nicht zuzumuten ist und die eigene Sicherheit dadurch gefährdet wird, muss eine solche Maßnahme nicht durchgeführt werden.

In 70 Prozent der Fälle passiert ein Herz-Kreislauf-Stillstand in häuslicher Umgebung. Dann ist den umstehenden Personen auch bekannt, ob der Betroffene eine Corona-Infektion hat oder nicht. Wenn keine besteht, kann eine Kombination aus Herzdruckmassage und Atemspende angewendet werden. Bei einem Unbekannten sollte man zum jetzigen Zeitpunkt von einer Atemspende absehen.

Sollte man Schutzhandschuhe tragen, wenn man Erste Hilfe leistet?

Sefrin: Wir empfehlen im Rahmen der Ersten Hilfe grundsätzlich sich selbst zu schützen, indem man die Schutzhandschuhe des Verbandkastens benutzt – unabhängig von der jetzigen Situation.

Wie sollte man aktuell mit Personen umgehen, die verunfallt sind, aber keine Erste Hilfe benötigen? Trotzdem möchte man ja Hilfe leisten?

Sefrin: Wenn jemand Angst vor einer Infektion hat und deshalb keine Erste Hilfe leistet, muss derjenige mit keinerlei juristischen Konsequenzen rechnen. Man muss mit dem Patienten aber keinen innigen Kontakt haben, um zu helfen. Als erstes den Patienten ansprechen. Fragen, was passiert ist. Allein durch die Befragung erhält man Hinweise darauf, was für eine Verletzung vorliegt. Hat jemand zum Beispiel eine offene Wunde, kann man demjenigen Verbandsmittel aus dem Verbandskasten reichen. Ich kann somit als Helfer ohne Kontakt den Betroffenen zur Selbsthilfe anleiten. Einfach Anweisungen geben, was die Person tun soll.

Das geht natürlich nur, wenn die Person ansprechbar ist. Ist jemand bewusstlos, muss man sich entscheiden: Helfe ich oder nicht? In den meisten Fällen denkt man nicht primär über die eigene Sicherheit nach, wenn eine dringende und lebensnotwenige Hilfe erforderlich ist. Hier heißt es „Wenn ich jetzt nichts tue, erstickt er und stirbt vielleicht.“

Muss man nach einer Ersten Hilfe Kontaktdaten austauschen?

Sefrin: Nach einer Reanimation sollte der Helfer seine Kontaktdaten dem Rettungsdienst übergeben. Falls sich herausstellen sollte, dass bei dem Patienten wirklich eine Covid-19-Infektion vorgelegen hat, kann man den Helfer kontaktieren.

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