Je früher festgestellt wird, ob die Blutfette aus dem Ruder laufen, desto besser lassen sich zukünftige Herzinfarkte und Schlaganfälle vermeiden. Passend zum Tag des Cholesterins am 19. Juni warten dänische Wissenschaftler mit erschreckenden Zahlen zur familiären Hypercholesterinämie auf, also einem erblich bedingten erhöhten Cholesterinwert: Weltweit leidet eine von rund 300 Personen (insgesamt ca. 25 Millionen Menschen) an der genetisch bedingten, starken Erhöhung von LDL-Cholesterin im Blut.
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Die Folge: Das Risiko für einen frühen Herzinfarkt ist um das Zwanzigfache erhöht, haben die Wissenschaftler der Kopenhagener Uniklinik berechnet. Hierfür werteten sie Daten von insgesamt elf Millionen Teilnehmern aus 104 Studien aus. Laut Begleitkommentar von Prof. John Kastelein von der Universität Amsterdam „bestätigt die aktuelle Studie, dass familiäre Hypercholesterinämie eine extrem verbreitete Erkrankung ist. Es gibt sichere und wirksame Mittel zur Regulierung des LDL-Cholesterins, sodass wir eine frühe Diagnose und Behandlung der familiären Hypercholesterinämie anstreben sollten“.
LDL und HDL – was ist das genau?
Cholesterin ist eine fettähnliche Substanz – und eigentlich ein lebenswichtiger Bestandteil von Zellmembranen und Hormonen. Es wird an spezielle Proteine gebunden und so über das Blut im Körper verteilt. Der Gesamtcholesterinwert setzt sich vor allem aus LDL- und HDL-Cholesterin zusammen.
„LDL“ ist die Abkürzung für „Low Density Lipoprotein“ – ist dieses „böse“ Cholesterin im Übermaß vorhanden, kann es sich in den Gefäßwänden ablagern und so zu Gefäßverkalkung (Arteriosklerose) führen. Dadurch steigt das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle. Als gefäßschützend dagegen gilt das sogenannte „gute“ HDL-Cholesterin (High Density Lipoprotein) – dies wird aber noch untersucht.
Der Gesamt-Cholesterinwert sagt über die tatsächliche Arteriosklerose-Gefahr nur bedingt etwas aus. Denn diese hängt davon ab, wie LDL- und HDL-Cholesterin verteilt sind. Ob eine Behandlung mit Medikamenten nötig ist oder ob eine Ernährungsumstellung und mehr Sport ausreichen, ordnet der Arzt nach einem komplexen Schema aus den aktuellen medizinischen Leitlinien ein. Dabei berücksichtigt er viele verschiedene Faktoren – von Übergewicht über Bluthochdruck bis zu Bewegungsverhalten und Alter.
Klar ist jedoch: Um einer Erhöhung des Cholesterinspiegels entgegenzuwirken, können wir selbst viel tun: Regelmäßige Bewegung und eine ballaststoffreiche Ernährung mit viel Gemüse und Obst sowie pflanzlichen Ölen wirken sich positiv auf unsere Blutfette aus. Zu viel Fett, vor allem die etwa in Wurst, Speck, Kokos- und Palmfett sowie in vielen Fertigprodukten enthaltenen gesättigten Fettsäuren, kann dagegen die Blutfette in die Höhe treiben.
Den Cholesterinwert im Blick haben
Vor allem mit steigendem Alter kann das kritisch werden. Da auch jenseits der familiär bedingten Hypercholesterinämie ein Zuviel an Blutfetten ungünstig wirkt, haben Forscher der Uniklinik Hamburg Eppendorf einen Blick in die Zukunft gewagt: Sie berechneten, welche Langzeitwirkung ein erhöhter Cholesterinwert haben kann.
Ihr Ergebnis: Hat ein 40-jähriger Mann einen nur leicht erhöhten Cholesterinspiegel, steigt das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall in seinem Leben um das Zweifache. Auch bei Frauen steigt das Risiko, jedoch nicht ganz so stark um den Faktor 1,8. Kommen Risikofaktoren wie Diabetes oder Rauchen dazu, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit auf 29 Prozent.
Es lohnt sich also sehr, regelmäßig den Cholesterinwert untersuchen zu lassen, etwa im Rahmen des „Check-up 35“, der sich ab dem 35. Lebensjahr alle drei Jahre wahrnehmen lässt. „Haben Sie keine Angst vor Ihren Cholesterinwerten“, sagt Dr. Anja Vogt, stellvertretende Vorsitzende der Lipid Liga e.V. „Wird eine Fettstoffwechselstörung früh entdeckt, können Sie selbst viel tun, und es gibt hochwirksame und sehr gut verträgliche Medikamente.“