Er war schon Teufel wider Willen („Horns“) und pfurzende Leiche („Swiss Army Man“). Jede noch so abgedrehte Rolle scheint Daniel Radcliffe (30) recht, um endlich den Ruf des ewigen Zauberschülers abzustreifen. In seinem neuen Film „Guns Akimbo“ (Kinostart: 25. Juni), einem überspitzen Gemenge aus Cyberpunk, Anime und Action-Komödie, wird dies einmal mehr deutlich. Doch was eine absurd-charmante Ballerorgie hätte sein können, verkommt binnen Minuten zum Machwerk mit plumper Aussage, die ausgerechnet dem Zielpublikum ans Bein pinkelt.
Vom Internet-Troll zum Actionstar – darum geht es
Miles (Radcliffe) wird von seiner Umwelt und den meisten seiner Kollegen als Versager angesehen. Auf dicken Max macht der schmächtige Endzwanziger, der noch immer unsterblich in seine Ex-Freundin Nova (Natasha Liu Bordizzo) verknallt ist, nur in der virtuellen Welt. Mit einem Bier zu viel in der Birne und in Streitlaune lässt er sich im Forum einer illegalen Plattform namens Skizm dazu hinreißen, wüst über eine ihm unbekannte Person herzuziehen. Dumm nur, dass es sich dabei um den Betreiber der Seite handelte, auf der reale Duelle auf Leben und Tod übertragen werden.
Kaum den Laptop zugemacht, stehen die Schergen auch schon vor Miles‘ Wohnungstür und eröffnen dem Internet-Großmaul, dass er sich soeben „freiwillig“ als Teilnehmer für das mörderische Spektakel gemeldet hat. Um ihm wenig bis gar keine Fluchtmöglichkeiten zu geben, hetzen sie ihm in Person von Nix (Samara Weaving) sogleich noch die tödlichste Frau der Welt auf den Hals – und schrauben dem armen Kerlchen zudem eine Pistole an jede Hand.
Absurd, aber nicht innovativ
Die wahnwitzige Handlung macht deutlich: Für „Guns Akimbo“ darf – nein, muss – das Hirn abgeschaltet werden. Stilistisches Vorbild ist eindeutig die Action-Tour-de-Force „Crank“ mit Jason Statham, die nun in ein Gamer-Setting mit Cyberpunk- und Anime-Anleihen verfrachtet wurde. Gespart wurde dabei aber nicht nur an der Logik – auch die Spezialeffekte schreien nicht gerade nach einem Oscar.
Das müssten sie auch nicht, wäre „Guns Akimbo“ ein Film mit Trash-Charme geworden. Doch statt sich vollends auf Irrsinn zu konzentrieren, versucht der Streifen mit der Brechstange eine Pseudomoral an den Mann zu bringen, die ausgerechnet gegen das Zielpublikum schießt: Digital Natives sind entweder sensationsgeile Soziopathen, Trolle und/oder Verlierer. Und Gamer wie Hauptfigur Miles sind so weltfremd, dass ihnen erst ein auferlegtes Spiel auf Leben und Tod aufzeigt, was für eine „heftig krasse Grafik“ die Realität hat.
Noch plumper wird es nur, wenn der Oberschurke zu sich selbst „alles für die Quote“ brabbelt, während sich Menschen gegenseitig massakrieren. Spätestens dann verleumdet sich der Film selbst.
Mit Ausnahme der an die Hände gedübelten Wummen ist „Guns Akimbo“ jedenfalls nicht sonderlich innovativ. Im Gegenteil, der Plot erinnert schon fast erschreckend stark an einen Film namens „The Tournament“ von 2009, in dem sich das Publikum (hier auf reiche Schnösel limitiert) ebenfalls am Anblick ergötzt, wie sich eine Gruppe Assassinen gegenseitig an die Gurgel geht. Und als Teilnehmer wider Willen musste darin Robert Carlyle herhalten…
Fazit:
„Guns Akimbo“ will zu viel. Wer auf eine derartig abgedrehte, teils vulgäre Story setzt, sollte mit Moralpredigten sparen – bedient der Plot doch genau die Sensationsgeilheit, die er der Gesellschaft gleichzeitig auf arg plumpe Weise vorwirft. Daniel Radcliffe kann das Prädikat „stets bemüht“ attestiert werden – aber das schützt bekanntlich auch nicht immer vor dem Durchfallen.