Honig aus dem eigenen Garten: So wirst Du zum Freizeitimker

Bienen als Freizeitbeschäftigung wird in Verbindung zum Umweltschutz immer interessanter für viele Deutsche. - Sushaaa / Shutterstock.com

Bienen sind ein wichtiger Bestandteil des Ökosystems und in den vergangenen Jahren ist das Interesse an der Freizeitimkerei vor allem auch in Deutschland immer mehr gestiegen. Was den Trend ausmacht und wie man selbst Freizeitimker werden kann, erklärt Petra Friedrich, Sprecherin des Deutschen Imkerbund e.V., im Interview.

Wie viele Freizeitimker gibt es aktuell in Deutschland?

Petra Friedrich: In Deutschland gibt es derzeit ca. 150.000 Imkereien. 0,1 bis 0,2 Prozent davon sind Berufsimkereien. Alle übrigen üben die Bienenhaltung als Freizeitbeschäftigung oder im Nebenerwerb aus.

Wie erklären Sie sich den Trend?

Friedrich: Da gibt es mehrere Gründe: 2003/2004 gab es viele Medienberichte aus Amerika zum Bienensterben. Das hat sich auch bei uns fortgesetzt und so zur Sensibilisierung der Bevölkerung beigetragen (wobei man immer bedenken muss, dass vom Bienensterben die Wild- und nicht die Honigbienen betroffen sind). Hinzu kam der allgemeine Trend, dass sich die Menschen mehr mit Naturthemen auseinandersetzen und vor allem eine Beschäftigung mit und in der Natur suchen. Naturaffin sind besonders Frauen. Daher startete der Deutsche Imkerbund 2007 eine Kampagne „Frauen in der Imkerei“, die für weitere Zuwächse sorgte.

In den Städten wurden zudem durch die Initiative „Deutschland summt“ auf und an prominenten Gebäuden Bienenvölker aufgestellt, so dass die Aufmerksamkeit stieg. 2004 bot der erste Imkerverein ein sogenanntes Bienen-Leasing an, ein Anfängerkonzept, das Schule machte und bis heute Erfolg hat und in den Städten kamen besonders Jüngere über den Trend Urban Beekeeping auf die Biene. Das alles hat dazu beigetragen, dass so viele Menschen Bienen halten wollen.

Wie kann man Freizeitimker werden? Welche Vorerfahrung brauche ich?

Friedrich: Sie könnten sich einfach Völker kaufen und mit der Imkerei beginnen. Einzige Regel: Sie müssen die Völker bei der zuständigen Tierseuchenkasse oder dem zuständigen Veterinäramt anmelden. Das ist es aber schon. Wir warnen jedoch ausdrücklich vor einem solchen Vorgehen, denn ein Bienenvolk ist ein hochkomplexer Organismus, der fachkundige Betreuung braucht. Außerdem wird ein Lebensmittel erzeugt. Es benötigt also vielfältige Kenntnisse, um Bienen zu halten. Daher sollte man wie folgt vorgehen:

Schritt 1

Theoretisches Wissen aneignen (gut für die Wintermonate geeignet) – es gibt zahlreiche Imkerliteratur, Online-Angebote (www.die-honigmacher.de), Imker-Apps, Imker-Fachzeitschriften (Anfänger-Sonderhefte).

Schritt 2

Klären, ob eine Bienengiftallergie vorhanden ist.

Schritt 3

Einen Kurs besuchen (bietet fast jeder Imkerverein oder Bieneninstitute an). Dort lernt man neben der Theorie vor allem die Praxis kennen und baut Verbindung zu erfahrenen Imkern auf. Die Kurse finden meist vom Frühjahr bis Sommer statt, so dass man alle Arbeiten im Bienenjahr einmal kennenlernt. Im Imkerverein erhält man zudem einen Patenimker, den man später immer zu Rate ziehen kann, wenn man selbst nicht weiterweiß.

Schritt 4

Die Nachbarschaft über das Vorhaben informieren, denn so lassen sich vor dem Anschaffen der Bienen eventuelle Streitigkeiten vermeiden. Einen guten Platz für das Aufstellen der Bienen schaffen (auch die „Infrastruktur“ muss stimmen, d. h. ausreichendes Nahrungsangebot, Wasser, Abstellmöglichkeiten für Gerätschaften, Räume für die Honigabfüllung und Lagerung usw.)

Schritt 5

Gute, friedfertige Bienenvölker anschaffen. Die erhält man beim Züchter im Verein oder im Bieneninstitut (nicht im Internet!). In Anfängerkursen in Vereinen erhält man meist einen Ableger geschenkt. Natürlich braucht man vorher auch einiges an Grundausstattung.

Was benötige ich dazu?

Friedrich: Die Grundausstattung sollte möglichst neu und nicht gebraucht sein, vor allem die Beuten. Denn bei gebrauchten weiß man nie, ob diese eine Vorbelastung mit Krankheiten hatten. Bei Beuten sollte man in erster Linie darauf achten, dass man diese selbst gut handhaben kann, jedoch auch schauen, welche Beutenmaße in der Umgebung benutzt werden. Denn bei Übernahme oder Abgabe von Völkern und Ablegern ist es immer von Vorteil, keine zu exotische Beutenform zu besitzen. Das übrige, unbedingt erforderliche Equipment für Anfänger hält sich im Rahmen, abgesehen von den Geräten zur Honigbearbeitung, die aber auch später angeschafft werden können. Auf eine Schleuder kann anfangs gut verzichtet werden, denn in vielen Vereinen gibt es vereinseigene Geräte, die von den Mitgliedern gemeinsam genutzt werden können.

Mit wie vielen Völkern startet man?

Friedrich: Man sollte auf alle Fälle mit zwei Völkern beginnen, aber nicht mit zu vielen.

Soll man ein ganzes Volk oder einen Ableger (mit oder ohne Königin) kaufen?

Friedrich: Die meisten Neuanfänger erhalten vom Verein einen Ableger. Ableger (Jungvölker) haben den Vorteil, dass sie weniger Bienen umfassen, daher auch weniger Honig eingetragen wird, der für die Versorgung des Volkes ausreicht. Das heißt, man hat im ersten Jahr keine Honigernte und kann sich auf die Völkerführung konzentrieren.

Welchen Herausforderungen muss man sich beim Imkern stellen?

Friedrich: Sie müssen sich mit der Bienenbiologie auskennen, brauchen Kenntnisse in der Pflanzenkunde, damit Sie die Bedürfnisse des Volkes hinsichtlich der Nahrung erfüllen können. Hinzu kommt das Wissen zur Honigkunde. Handwerkliches Geschick ist ebenfalls von Vorteil. Und Sie müssen sich darüber im Klaren sein, dass zu bestimmten Zeiten (z. B. Schwarmzeit oder Erntezeit) kein Urlaub möglich ist.

Helfen Freizeitimker dabei, dass das Bienensterben verhindert wird?

Friedrich: Indirekt ja, denn mit der Schaffung von Nahrungsmöglichkeiten für Bienen hilft das auch Wildbienen. Meistens haben Imker auch Nisthilfen für Wildbienen aufgestellt und achten in ihrem Umfeld auf Bienenfreundlichkeit. Sie sind die Fachleute und Ansprechpartner, wenn es um Fragen zu Lebens- und Nahrungsbedingungen für alle Blüten besuchenden Insekten geht.

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