Rassistische Vorurteile: Streamingdienst streicht Filmklassiker „Vom Winde verweht“

Hattie McDaniel und Clark Gable im Filmklassiker "Vom Winde verweht". - imago images/Everett Collection

Das Bürgerkriegsdrama „Vom Winde verweht“ ist beim US-amerikanischen Streamingdienst HBO Max vorerst nicht mehr verfügbar. Der Inhalt des Filmklassikers mit Clark Gable (1901-1960) und Vivien Leigh (1913-1967) in den Hauptrollen sei in der heutigen Zeit nicht vertretbar. Dieser Ansicht ist unter anderem Drehbuchautor John Ridley (54, „12 Years a Slave“). Er hatte am vergangenen Montag in einem Essay der „Los Angeles Times“ auf die Darstellung „einiger der schmerzhaftesten Stereotypen von Schwarzen“ hingewiesen und gefordert, den Film umgehend zu löschen.

Streamingdienst plant Aufklärung

In dem 1939 erschienenen Film werde Sklaverei beschönigt, heißt es. Hattie McDaniel (1895-1952) mimt darin etwa die Sklavin und spätere Hausangestellte Mammy. Für ihre Rolle wurde sie als erste Person afroamerikanischer Herkunft mit einem Oscar ausgezeichnet. HBO Max nimmt die Kritik an. „‚Vom Winde verweht‘ ist ein Produkt seiner Zeit und stellt einige der ethnischen und rassistischen Vorurteile dar, die leider in der amerikanischen Gesellschaft gang und gäbe sind“, wird ein Sprecher des Streamingdienstes von „The Hollywood Reporter“ zitiert.

Die rassistische Darstellung sei damals falsch gewesen „und ist es auch heute noch“. Dauerhaft solle „Vom Winde verweht“ aber nicht gesperrt sein. „Wenn wir eine gerechtere, ausgewogenere und integrativere Zukunft schaffen wollen, müssen wir zuerst unsere Geschichte anerkennen und verstehen“, sagte der Sprecher weiter. Demnach plane man, den Film zu einem späteren Zeitpunkt wieder zur Verfügung zu stellen – dann aber mit einer „Diskussion über den historischen Kontext“ und einer „Anprangerung“ der im Film zu findenden Darstellungen von Schwarzen und Sklaverei.

Anzeige



Anzeige

Avatar-Foto
Über Redaktion des Nürnberger Blatt 44940 Artikel
Hier schreiben und kuratieren die Redakteure der Redaktion des Nürnberger Blatt