Tag des Gartens: So wird jede Grünfläche zur Wohlfühloase

Dr. Markus Phlippen ist promovierter Biologe und ein bekannter TV-Gartenexperte. - ©Marc Eggers

Das Gärtnern hat in der Corona-Krise einen besonderen Platz eingenommen, denn viele Menschen nutzen die neugewonnene Zeit, um ihre Gärten auf Vordermann zu bringen. Doch für Anfänger gibt es in Sachen Pflanzen einiges zu beachten. Dr. Markus Phlippen, promovierter Biologe und maßgeblich am wissenschaftlichen, biologischen und gärtnerischen Standard des Online-Gartenmanagers GARDIFY beteiligt, hat im Gespräch die wichtigsten Tipps für Einsteiger parat.

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In der Corona-Krise sind viele Menschen zum Hobbygärtner mutiert. Welche Pflanzen eignen sich gut für Anfänger?

Dr. Markus Phlippen: Anfängerpflanzen gibt es viele. Hierzu gehören beispielsweise Akelei, Golderdbeere, Philadelphus, Steppen-Salbei, Taglilien, Zieräpfel, Katzenminze, Feldahorn, Storchenschnäbel, Glockenblumen und Frauenmantel. Natürlich braucht auch eine Anfängerpflanze ausreichend Licht, Wasser und sollte am richtigen Standort stehen.

Voraussetzung ist, dass man weiß, wie man eine Pflanze richtig einpflanzt – Boden lockern und mit frischer neuer Pflanzerde mischen, vor dem Pflanzen den Ballen in einen Eimer Wasser tauchen bis keine Luftblasen mehr aufsteigen, das Loch ungefähr doppelt so breit und tief wie der Ballen war, einsetzen, andrücken und gut angießen, damit die Erde an die Wurzeln geschwemmt wird.

Welche Pflanzen erfordern hingegen die Hände eines Profis?

Phlippen: Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass experimentierfreudige Gärtner dauerhaft den größten Erfolg und auch den meisten Spaß am Gartenhobby haben. Soll heißen: Auch als Anfänger oder Amateur sollte man sich ruhig mal an etwas Anspruchsvolles wagen. Zum Beispiel: Einen Baumfarn oder winterharte Bananen im Außenbeet oder ein Beet mit winterharten Orchideen. Das Profiwissen wäre hierbei: Wie baue ich einen Winterschutz? Welchen speziellen Dünger muss ich anwenden? Wie muss der Boden vorbereitet werden? Wann muss ich mit dem Gießen aufhören und den Pflanzen eine Ruhephase gönnen?

Eigentlich kann man die Gartenleidenschaft in jeder Form mit dem Kochen vergleichen: Zunächst probiert man mal Spaghetti aus und irgendwann kommt dann das 3-Gänge-Menü. Der Übergang vom Anfänger zum Profi ist dabei – wie so oft im Leben – fließend.

Welche dekorativen Pflanzen würden Sie für einen Wohlfühl-Garten empfehlen?

Phlippen: Es gibt Menschen, die brauchen optische Ordnung und andere, die lieber ein kontrolliertes Chaos um sich wachsen lassen wollen. In beiden Fällen sollten Pflanzen ihren Charakter zeigen dürfen. Am sonnigen Standort sind das üppige Blütenfarben, an schattigen Standorten spielt man eher mit Blattfarben und Texturen. Schattenglöckchen und Funkien sind für den Schatten sehr dekorativ. Im Sonnenbereich machen Taglilien, Bartiris, Sonnenbraut und Zistrosen eine hervorragende Figur.

Welche Pflanzen liegen dieses Jahr im Trend?

Phlippen: Die Zeit als Gärten hauptsächlich aus den drei großen R’s (Rasen, Rosen, Rhododendren) bestanden, wandelt sich. Es liegen eindeutig Pflanzen im Trend, die insekten- und vogelfreundlich sind. Das ist mir aus vielen Kundengesprächen in der Gärtnerei bewusst geworden. Das ökologische Bewusstsein ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen und der Handel hat hierauf reagiert. Gleichzeitig wird der Klimawandel Thema für unsere Gärten. Es werden also Pflanzen gesucht, die Trockenheit und Hitze vertragen können: Steppen-Salbei und Mittelmeerkräuter (Rosmarin, Thymian, Lavendel etc.), Felsenbirnen und Esskastanien unter den Gehölzen liegen absolut im Trend.

Das Thema Sichtschutz spielt beim Wohlfühlen eine wichtige Rolle. Welche Pflanzen können hier helfen?

Phlippen: Hier kommen natürlich die klassischen Heckenpflanzen ins Spiel: Eibe, Feuerdorn, Rotbuche, Ölweide, aber auch immergrüner Liguster. Von Thuja und Scheinzypressen würde ich abraten, da sie überhaupt nicht mit der Trockenheit der letzten Jahre klarkommen. Schön ist aber auch eine Hecke aus gemischten blühenden Sträuchern: Flieder, Hibiskus, Pfeifenstrauch, Weigelie, Hartriegel, Wildrosen, Haselnuss, Forsythie.

Ein leuchtend grüner Rasen wertet jeden Garten auf. Was muss man hier besonders bei der Pflege beachten?

Phlippen: Der Blick auf ein sattes Grün wirkt beruhigend. Ein schönes Stück Rasen gehört nach wie vor zu den Grundelementen eines Gartens. Gräser brauchen jedoch regelmäßig Wasser und Nährstoffe. Man sollte im Frühjahr und im Sommer einen organischen Rasendünger anwenden und im Herbst einen speziellen Herbstdünger. Der Herbstdünger enthält besonders viel Kalium, damit die Pflanzen eine bessere Winterhärte bekommen. Schneiden Sie Ihren Rasen nicht zu tief, maximal auf vier bis fünf Centimeter. Durch unsere drei letzten trockenen Jahre empfiehlt es sich sogar, im Sommer das Schneiden einzustellen. Selbst wenn ein Rasen braun wird kommt das grün wieder, sobald die Regenfälle einsetzen.

Es hängt natürlich von den Prioritäten des Gärtners ab, ob er wertvolles Wasser für den Rasen oder eher für die empfindlicheren Beetstauden und Gehölze verwendet. Wenn man in sehr trockenen Regionen wohnt, ist es auch möglich, ganz neuen trockenheitsverträglichen Wildkräuterrasen als Rollrasen zu legen. Auch hier hat der Handel auf den Klimawandel bereits reagiert.

Was würden Sie Garten-Anfängern noch mit auf den Weg geben?

Phlippen: Versucht die Beschäftigung mit dem Garten nicht als Arbeit oder stressige Herausforderung zu sehen, sondern als eine schöne Gelegenheit mit der Natur Kontakt aufzunehmen. Beobachtet euer kleines grünes Reich – Ihr werdet staunen, wie schnell einem die Zusammenhänge klar werden und dann kommt auch der Erfolg. Von meinen englischen Gartenfreunden habe ich den Satz mitgenommen: „Gardening is cheaper than therapy and you have tomatoes!“ (zu Deutsch: „Gärtnern ist günstiger als eine Therapie und du hast Tomaten!“).

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