Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat anlässlich des Massakers von Srebrenica vor 25 Jahren zu Dialog und Versöhnung aufgerufen. „Erinnern an das Leid und den Schmerz ist ein zentraler Baustein für Versöhnung“, sagte Steinmeier laut vorab veröffentlichtem Redetext in einer Videobotschaft für die zentrale Gedenkveranstaltung in Bosnien und Herzegowina. Zum Gedenken gehöre auch die „strafrechtliche Aufarbeitung der Geschehnisse“. Zugleich warb Steinmeier dafür, „neue Brücken zu bauen, wo alte zerstört wurden“.
„Die Wunden, die vor 25 Jahren in Ihre Gesellschaft gerissen wurden, sind nicht verheilt“, sagte Steinmeier. Dafür sei auch eine Rhetorik verantwortlich, die „das vermeintlich Trennende“ in den Vordergrund stelle. Stattdessen sollten geteilte Sorgen und Nöte überwiegen und der Wunsch nach einer guten Zukunft für die Kinder „in einem europäischen Bosnien und Herzegowina“. Es gelte, das Gespräch zu suchen, „wo lange kein Wort mehr gesagt wurde“.
Auch 25 Jahre später mache das, was in und um Srebrenica geschah, fassungslos, sagte der Bundespräsident. Das Massaker von Srebrenica habe sich als „das dunkelste Kapitel der Kriege auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawien“ in das kollektive Gedächtnis eingebrannt. „Der tausendfache Mord, der hier an muslimischen Jungen und Männern verübt wurde, ist in seiner Brutalität und Dimension singulär für Europa nach dem Zweiten Weltkrieg“, sagte Steinmeier und betonte: „Es war Völkermord.“ Ein Verbrechen wie in Srebrenica dürfe nie wieder passieren.
Die Hinterbliebenen des Massakers von Srebrenica gedenken am Samstag des schlimmsten Kriegsverbrechens in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg. Gegen Ende des Bosnien-Kriegs waren im Juli 1995 bosnisch-serbische Milizen in die Stadt einmarschiert und hatten dort binnen weniger Tage 8000 muslimische Männer und Jungen getötet.
Bis heute wurden die sterblichen Überreste von fast 6900 Opfern des Massakers in mehr als 80 Massengräbern gefunden und identifiziert. An diesem Samstag sollen die sterblichen Überreste von neun weiteren Opfern begraben werden. Der ehemalige bosnische Serbenführer Radovan Karadzic und der bosnisch-serbische Militärchef Ratko Mladic wurden wegen ihrer Verantwortung für das Massaker von Srebrenica vom UN-Kriegsverbrechertribunal für Ex-Jugoslawien in Den Haag des Völkermords schuldig gesprochen und zu lebenslanger Haft verurteilt.