Wegen der Corona-Krise will der Autobauer Daimler deutlich mehr Stellen streichen als bisher bekannt. Im Interview mit der „Stuttgarter Zeitung“ und den „Stuttgarter Nachrichten“ (Samstagsausgaben) schloss Personalvorstand Wilfried Porth trotz einer bis 2029 geltenden Beschäftigungssicherung bei dem Konzern auch betriebsbedingte Kündigungen nicht mehr aus. Mehr als 15.000 Mitarbeiter müssten auf freiwilliger Basis ausscheiden, damit dies vermieden werden könne, sagte Porth. Von den Personalsparmaßnahmen betroffen sein könnte demnach auch die Produktion.
Bislang setzt Daimler beim Stellenabbau vor allem auf Abfindungen, Altersteilzeit und Frühpensionierung. Laut „Stuttgarter Zeitung“ und „Stuttgarter Nachrichten“ liegen allerdings erst rund 700 unterschriebene Verträge über solche freiwilligen Ausscheidungen vor. Intensive Trennungsgespräche starteten demnach Anfang des Monats.
„Die Betriebsvereinbarung zur Zukunftssicherung beschreibt den Weg, den die Sozialpartner miteinander gehen, um das gemeinsame Ziel der Beschäftigungssicherung zu erreichen“, sagte Porth den Zeitungen. In der Vereinbarung stehe aber auch, dass sich die Parteien erneut zusammensetzen müssen, wenn sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ändern. Derzeit verhandelt Daimler mit der Arbeitnehmervertretung über Sparmaßnahmen, die betriebsbedingte Kündigungen kompensieren könnten. Die Bereitschaft der Arbeitnehmervertretung, „signifikante Sparbeiträge zuzugestehen“, sei jedoch „derzeit leider nicht besonders ausgeprägt“, sagte Porth.
Zur Diskussion stehen laut Porth tarifliche Vereinbarungen wie Pausenregelungen oder Spätschichtzulagen ab 14 Uhr. „Das sind alles historische Leistungen, die zum Zeitpunkt ihrer Aushandlung richtig gewesen sein mögen. Aber sie passen nicht mehr in die heutige Zeit und die heutige Kostenstruktur“, sagte Porth.
Bislang konzentrieren sich die Personalsparmaßnahmen bei Daimler vor allem auf die Verwaltung. Porth kündigte nun jedoch eine mögliche Ausweitung auch auf einzelne Produktionsbereiche an. Es könne sein, dass etwa in den Werken in Untertürkheim, Berlin sowie an Standorten einiger Tochtergesellschaften Mitarbeitern Abfindungen angeboten würden, sagte Porth.