Italien und die Kinowelt trauern um einen der größten Komponisten der Filmgeschichte: Ennio Morricone, der die Musik für „Spiel mir das Lied vom Tod“ und rund 500 weitere Filme schrieb, starb in der Nacht zum Montag im Alter von 91 Jahren in einer Klinik in Rom, wie Giorgio Assuma, Anwalt und Freund der Familie, mitteilte. Morricone habe „unvergessliche Melodien geschrieben“, erklärte Italiens Regierungschef Giuseppe Conte.
Berühmt würde Morricone unter anderem mit Titelmelodien für Kultfilme aus den 60er Jahren wie „Spiel mir das Lied vom Tod“ und Zwei glorreiche Halunken“ von Regisseur Sergio Leone, seinem Kindheitsfreund.
2007 wurde Morricone mit einem Ehren-Oscar für sein Lebenswerk ausgezeichnet, 2016 nahm er den begehrtesten Filmpreis für „The Hateful Eight“ von Regisseur Quentin Tarantino für die „Beste Filmmusik“ in Empfang.
Morricone sei im Morgengrauen gestorben, „getröstet durch den Glauben“ und „bis zum letzten Augenblick völlig klar und von großer Würde“, erklärte Assuma. Demnach wurde der Komponist nach einem Sturz wegen eines Oberschenkelbruchs im Krankenhaus behandelt.
„Wir werden das künstlerische Genie von Maestro Ennio Morricone für immer und mit grenzenloser Dankbarkeit in Erinnerung behalten“, erklärte Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte. „Er hat uns träumen lassen, er hat uns bewegt und nachdenklich gemacht, unvergessliche Melodien geschrieben, die für immer in die Musik- und Filmgeschichte eingehen werden“, erklärte Conte im Kurzbotschaftendienst Twitter.
„Adieu Maestro und danke für die Gefühle, die Du uns geschenkt hast“, erklärte Italiens Gesundheitsminister Roberto Speranza auf Twitter. Gilles Jacob, ehemaliger Leiter des Filmfestivals von Cannes, nannte Morricone einen „Kaiser“ der Filmmusik.
Geboren am 10. November 1928 in Rom als Sohn eines Trompeters, begann Morricone schon im zarten Alter von sechs Jahren mit dem Komponieren. Mit zehn Jahren schrieb er sich für die Trompeterklasse am renommierten Santa-Cecilia-Konservatorium in Rom ein.
Seine Karriere begann 1961 mit dem Film „Zwei in einem Stiefel“ von Regisseur Luciano Salce. Nur drei Jahre später landete er mit der Musik für Sergio Leones Film „Für eine Handvoll Dollar“ mit Clint Eastwood in der Hauptrolle einen Volltreffer und begründete seinen Ruhm.
Bevor er 2016 endlich den Oscar für die beste Filmmusik in den Händen hielt, war Morricone mehrfach für den Oscar nominiert. Aus Verlegenheit darüber, dass ein derartiges Talent nicht längst die Auszeichnung erhalten hatte, verlieh ihm die Academy of Motion Picture Arts and Sciences 2007 einen Ehren-Oscar für sein Lebenswerk. „Wenn’s nach mir ginge, müsste ich eh alle zwei Jahre den Oscar kriegen“, erklärte Morricone damals.
Im Laufe seiner Karriere arbeitete Morricone mit einigen der größten Regisseure zusammen: den italienischen Kinolegenden Federico Fellini und Pier Paolo Pasolini, später später mit Pedro Aldomovar, Bernardo Bertolucci, Brian De Palma und Oliver Stone. Auch mit Margarethe von Trotta und Wolfgang Petersen arbeitete er zusammen.
Auch wenn Morricone von vielen Menschen vor allem mit den Italo-Western Sergio Leones in Verbindung gebracht wird, gelten vielen Kritikern seine Kompositionen für Roland Joffes Jesuiten-Drama „Mission“ von 1986 als sein wahres Meisterstück. Darin führt er liturgische Gesänge, spanische Gitarren und ursprüngliche südamerikanische Trommelrhythmen zusammen.
Morricone schuf auch moderne Kompositionen im Stil der Zwölftonmusik und wollte sein Schaffen nicht auf seine berühmten Melodien aus Italo-Western reduziert sehen. „Es geht mir schon ein bisschen auf den Wecker“, sagt er 2015 der „Stuttgarter Zeitung“. Oft denke er, „wieso interessiert es die Leute so wenig, dass ich auch so viel weitere Musik, stilistisch ganz andere und modernere, komponiert habe?“