Nürnberger Tiergarten wildert Ziesel aus

Mitarbeiter einer tschechischen Naturschutzorganisation und des Zoos von Hluboká (CR) setzen ein Ziesel in einen verlassenen Bau am Flugfeld von Roudnice nad Labem. - Bild: Helmut Mägdefrau/Tiergarten Nürnberg
Mitarbeiter einer tschechischen Naturschutzorganisation und des Zoos von Hluboká (CR) setzen ein Ziesel in einen verlassenen Bau am Flugfeld von Roudnice nad Labem. - Bild: Helmut Mägdefrau/Tiergarten Nürnberg

NÜRNBERG. Am gestrigen Mittwoch wilderte der Nürnberger Tiergarten erneut Europäische Ziesel in Tschechien aus. Die elf Männchen und acht Weibchen sind in diesem Jahr im Tiergarten geboren und aufgewachsen und fanden zusammen mit weiteren Zieseln aus deutschen und tschechischen Zoos ihr neues Zuhause im Böhmischen Mittelgebirge (České středohoří) und an einem Flugfeld nahe der Elbe.

Einige Ziesel wurden in verlassene, mit Futter ausgestattete Erdlöcher (Baue) gesetzt, andere kamen in kleine Gehege. Die Tiere sollten zumindest einige Stunden benötigen, um sich heraus zu graben. So haben sie schon einen sicheren, vertrauten Bau und werden davon abgehalten, unvorsichtig davonzurennen oder gleich gefressen zu werden.

Ziesel sind kleine, etwa 200 bis 400 Gramm schwere Nagetiere, die sonnige und nur niedrig bewachsene Lebensräume wie Trockenrasen bevorzugen. Dazu gehören auch menschengemachte Lebensräume wie Flugfelder oder Golfplätze. Diese wurden bereits von Nürnberger Zieseln in Tschechien besiedelt. Seit 2017 hat der Tiergarten Nürnberg rund 50 dieser Nager in Tschechien ausgewildert. Das Ziel der Auswilderungsaktion ist es, die bestehenden, räumlich getrennten Kolonien der Region wieder zu vernetzen, um einen genetischen Austausch zu ermöglichen. Unter Umständen ist so zukünftig auch eine Einwanderung von Zieseln nach Deutschland möglich, wo sie noch bis in die 1980er Jahre im Erzgebirge vorkamen. Heute gelten sie in Deutschland als ausgestorben.

Ein ganz ähnliches Schicksal droht gerade einem anderen einheimischen Nagetier, dem Europäischen Feldhamster (Cricetus cricetus). Noch bis Ende der 1970er Jahre wurde der Kulturfolger als Schädling und zur Pelzgewinnung auch in der DDR intensiv bekämpft, steht jedoch seit 1980 in Europa unter Schutz.

Trotz dieses Schutzstatus wurde er jetzt von der Weltnaturschutzunion (IUCN) auf der Roten Liste als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft. 2016 galt er noch als „nicht bedroht“. Damit wurde der Feldhamster innerhalb von nur drei Hamstergenerationen um vier Kategorien hochgestuft. Die Gründe für seinen Rückgang sind dieselben, wie bei fast allen bedrohten Arten: Lebensraumverlust durch den Menschen (Bebauung, Nutzungsänderungen in der Landwirtschaft), zusätzlich werden viele Hamster auf Straßen überfahren, die seine Lebensräume zusätzlich zerschneiden und so die Vorkommen voneinander isolieren. Hält der Trend an, dann wird bereits die nächste Menschengeneration lebende Feldhamster nur noch im Zoo erleben können.

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