Wegen der wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Corona-Pandemie hat der Chef der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften (IFRC) vor „massiven“ neuen Migrationsbewegungen gewarnt. Ausgangssperren und Grenzschließungen hätten Lebensgrundlagen rund um den Globus zerstört und dürften Millionen von Menschen in die Armut stürzen, sagte IFRC-Chef Jagan Chapagain der Nachrichtenagentur AFP am Mittwochabend in Genf. Wenn die Grenzen wieder geöffnet würden, würden sich viele Betroffene angesichts ihrer aussichtslosen Lage gezwungen sehen, ihr Land zu verlassen.
Je mehr Menschen sich auf den Weg machten, desto mehr „Tragödien“ würden sich auf den Migrationsrouten abspielen, warnteChapagain. Zu erwarten seien mehr Tote auf See, mehr Menschenhandel und mehr Ausbeutung.
Der IFRC-Chef forderte daher dringende Unterstützung, um „die Verzweiflung zu lindern“. Abgesehen von dem moralischen Gebot, Menschen in Not zu helfen, sei das auch wirtschaftlich sinnvoll. Die erzwungene Migration verursache letztlich wesentlich höhere Kosten, als die Unterstützung der Menschen in ihren Heimatländern.
Ein wichtiger Faktor sei zudem die Verfügbarkeit von Impfstoffen, sagte Chapagain. Die WHO macht sich dafür stark, dass ein künfitger Corona-Impfstoff als „globales öffentliches Gut“ betrachtet wird. Doch die Regierungen der USA und anderer Länder wollen sich vielversprechende Impfstoffe als erstes für ihre eigenen Bürger sichern.
Chapagain verurteilte diesen Wettlauf um Impfstoffe. „Das Virus überquert Grenzen, es ist ziemlich kurzsichtig, davon auszugehen, dass man seine Bevölkerung impfen kann und dann sicher ist, während alle anderen keine Impfungen erhalten. Das ergibt einfach keinen Sinn.“