US-Präsident Donald Trump lässt 11.900 Soldaten aus Deutschland abziehen – für viele ein weiteres Zeichen der verschlechterten Beziehungen zwischen Berlin und Washington. Die historisch gewachsene Freundschaft beider Länder hat seit dem Amtsantritt des Republikaners Anfang 2017 stark gelitten. Ein Überblick über die wichtigsten Streitthemen:
Verteidigungsausgaben
Trump wirft Deutschland und anderen Nato-Verbündeten regelmäßig vor, nicht genug für die Verteidigung auszugeben und sich stattdessen auf den Schutz durch die USA zu verlassen. Tatsächlich liegen Deutschlands Verteidigungsausgaben deutlich unter dem langfristigen Nato-Ziel von zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Irreführend ist allerdings Trumps häufiger Vorwurf, Berlin sei „säumig“ und schulde der Nato „Milliarden von Dollar“ – er wirft schlichtweg Nato-Beiträge und nationale Verteidigungsausgaben in einen Topf.
Am Mittwoch erneuerte Trump seine Attacken: „Die USA werden seit 25 Jahren ausgenutzt, im Handel und beim Militär. Wir schützen Deutschland. Wir senken jetzt die Truppenstärke, weil sie die Rechnung nicht zahlen.“
Handel
Auch die deutschen Handelsüberschüsse sind Trump ein Dorn im Auge. Im Handel mit Deutschland verzeichneten die USA im vergangenen Jahr ein Defizit von rund 47,3 Milliarden Euro. Deutschland behandle die USA beim Handel „sehr schlecht“, klagte Trump kürzlich. Der Präsident, der dem Freihandel höchst kritisch gegenübersteht, hat unter anderem wiederholt Strafzölle auf Autoimporte aus Europa angedroht.
Nord Stream 2
Der Bau der Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 hat das Verhältnis zwischen Berlin und Washington einer besonderen Belastungsprobe ausgesetzt. Washington verhängte Ende vergangenen Jahres Sanktionen, um die Fertigstellung der Pipeline zu verhindern, die russisches Gas nach Deutschland bringen soll. Mitte Juli drohte die US-Regierung weitere Sanktionen an.
Die USA argumentieren, Deutschland und Europa würden sich in eine Energie-Abhängigkeit von Moskau begeben. Kritiker werfen den USA vor, lediglich eigenes Flüssiggas zu möglichst hohen Preisen exportieren zu wollen.
Unilateralismus versus Multilateralismus
Trump, der Verfechter des „Amerika zuerst“, ist ein scharfer Kritiker internationaler Organisationen und Abkommen. Seit seinem Amtsantritt hat er die USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen und dem internationalen Atomabkommen mit dem Iran geführt. Zuletzt reichte er im Streit um den Umgang mit der Corona-Pandemie den Austritt aus der Weltgesundheitsorganisation WHO ein.
Deutschland setzt dagegen auf Multilateralismus, um Antworten auf globale Herausforderungen zu finden – und übt immer wieder Kritik an Trumps nationalen Alleingängen.
Spannungen zwischen Trump und Merkel
Dass Trump und Bundeskanzlerin Angela Merkel auch persönlich wenig verbindet, ist offenkundig. Der Rechtspopulist hatte im US-Wahlkampf Merkels Kurs in der Flüchtlingspolitik als „totales Desaster“ kritisiert. Ihm dürfte dann gar nicht gefallen haben, wie Merkel ihn nach seinem Wahlsieg 2016 zur Einhaltung freiheitlich-demokratischer Werte ermahnte.
Bei ihrem ersten Treffen im Weißen Haus im März 2017 ignorierte Trump Bitten von Kameraleuten nach einem Handschlag mit Merkel – eine Szene, die bis heute symbolisch für das schwierige Verhältnis der beiden steht.
Im Mai 2017 distanzierte sich Merkel bei einer berühmt gewordenen Bierzeltrede in Bayern deutlich von Trump: „Die Zeiten, in denen wir uns auf andere völlig verlassen konnten, die sind ein Stück vorbei.“ Die Europäer müssten ihr „Schicksal wirklich in die eigene Hand nehmen“.