Angesichts des coronabedingt deutlichen Absatzrückgangs im ersten Halbjahr hat Daimler-Chef Ola Källenius striktere Sparmaßnahmen beim Stuttgarter Autobauer angekündigt. „Unsere bisherigen Effizienzziele haben die bevorstehende Transformation abgedeckt, aber nicht eine weltweite Rezession“, sagte er am Mittwoch bei der virtuellen Hauptversammlung seines Konzerns. „Deswegen schärfen wir unseren Kurs nach.“ Källenius sprach auch von „konstruktiven Verhandlungen“ mit Arbeitnehmervertretern, Details nannte er nicht.
Der Aufsichtsratsvorsitzende Manfred Bischoff erklärte lediglich, der Vorstand habe ein neues „Programm zur Verbesserung der Kostenstruktur“ für alle Unternehmensbereiche verabschiedet. An der Dividende für das vergangene Geschäftsjahr hielten Vorstand und Aufsichtsrat fest und schlugen den Investoren 90 Cent pro Aktie vor – im Vorjahr waren es allerdings 3,25 Euro gewesen. Källenius betonte, Daimler setze zwar Kurzarbeit ein, beziehe aber keine Staatshilfe.
„Wie erwartet werden wir im zweiten Quartal Covid-19-bedingt deutliche Umsatzrückgänge verzeichnen“, sagte Källenius und mahnte: „Der Weg zum Vorkrisenniveau ist noch lang.“ Im ersten Halbjahr sank der Pkw-Absatz bei der wichtigsten Marke Mercedes-Benz nach Konzernangaben um knapp 19 Prozent auf rund 870.000 Fahrzeuge. In China allerdings habe Mercedes „das bisher beste zweite Quartal erzielt“, sagte Källenius weiter und äußerte sich „vorsichtig optimistisch“, dass die Trendwende auch auf anderen Märkten bevorstehen könnte.
Källenius und Bischoff verwiesen am Mittwoch auf die Elektrifizierung als zentrales Thema der Transformation der Autobranche. Die Zukunft von Daimler soll aus Sicht des Vorstandsvorsitzenden aber nicht nur „nachhaltig klimaneutral“, sondern auch „nachhaltig ertragsstark“ sein. „Wir sind vor allem eine Luxusmarke mit einem großen Wachstumspotenzial insbesondere am oberen Ende der Segmente“, sagte Källenius. „Wir konzentrieren uns auf die Produktion der begehrenswertesten Autos der Welt.“
„Klimaschutz steht im Konzern offenbar noch immer hinter Gewinnmaximierung zurück“, kritisierte in diesem Zusammenhang die Umweltschutzorganisation BUND. Es zeige sich nach wie vor eine „Konzentration auf immer größere, schwerere und leistungsstärkere Modelle“, Elektroautos spielten noch immer keine große Rolle.