Unabhängigkeitstag führt auf den Straßen einmal mehr die Spaltung der USA vor

Symbolbild: Black Lives Matter - Demonstration in den USA
Symbolbild: Black Lives Matter - Demonstration in den USA

Normalerweise feiern die Menschen in den USA fröhlich und gemeinsam ihren Unabhängigkeitstag am 4. Juli, doch an diesem Samstag ist zumindest in Washington von Einigkeit wenig zu spüren: Unversöhnlich stehen sich Aktivisten der „Black Lives Matter“-Bewegung (BLM) und Anhänger von US-Präsident Donald Trump wenige hundert Meter vom Weißen Hauses entfernt gegenüber und beschimpfen sich. 

Dieser Samstag, der die Menschen in ihrer Vaterlandsliebe einen soll, zeigt einmal mehr die tiefe Spaltung des Landes. Hier Sprüche gegen Rassismus, dort für Trump, dazwischen Polizeiketten – die Gräben scheinen unüberwindlich. Das einzige, über das noch Einigkeit zu herrschen scheint, ist, dass sich beide Lager ihr Land in diesem Zustand niemals erträumt haben. 

„Wir sollten unsere Einheit, Vielfalt, Freiheit feiern“, sagte die Transgender-Aktivistin und Trump-Unterstützerin Kristy Pandora Greczowski der Nachrichtenagentur AFP, während sie immer wieder Beschimpfungen ausgesetzt ist. „Wir sollten uns nicht als Feinde betrachten, die bereit sind, in den Krieg zu ziehen.“

„Wir sprechen nicht miteinander, wir schreien uns an“, sagt auch Mary Byrne. Die 54-Jährige, die mit ihren zwei Söhnen nach Washington gekommen ist, treibt diese „Feindseligkeit“ sichtlich um. Sie findet, die USA müssten sich ehrlich ihrer Vergangenheit und den Konsequenzen stellen: „Wir müssen unser Inneres befragen, was mit uns los ist“.

Die USA sind schon seit langem zwischen liberalen und konservativen Werten gespalten. Doch das Coronavirus sowie der Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz Ende Mai haben die Gräben noch weiter vertieft. 

Das Land arbeitet sich seitdem an seiner rassistischen Vergangenheit, der nach wie vor bestehenden Ungleichbehandlung sowie der oftmals unmäßigen Polizeigewalt ab. Doch statt die Lager zu einen, treibt US-Präsident Trump die Spaltung selbst am Unabhängigkeitstag immer tiefer.

In seiner Rede auf dem Rasen des Weißen Hauses beschimpft der Präsident die Protestbewegung als „wütenden Mob“. Er werde es nicht zulassen, dass dieser „unsere Statuen niederreißt, unsere Geschichte auslöscht, unsere Kinder indoktriniert oder auf unserer Freiheit herumtrampelt“.

Weniger harsch hat Jennifer Friend aus Florida Stunden vorher ihre Kritik an den Aktivisten formuliert. „Alles Leben ist wichtig, aber die Demonstranten suchen sich aus, worüber sie protestieren wollen. Das ist heuchlerisch“, sagt die 53-jährige Washington-Besucherin, während sie mit ihrem Freund Bill Young über die National Mall flaniert.

Etwas weiter vorn legt Katima McMillan aus Kentucky gemeinsam mit weiteren Aktivisten der BLM-Bewegung Bänder mit den Farben des Panafrikanismus – Rot-Schwarz-Grün – auf dem Rasen aus. „Wir sind nicht weniger wert als alle anderen, die Rechte der Schwarzen sind Menschenrechte“, sagt die 24-jährige Afroamerikanerin.

Nur wenige sind an diesem Tag in Washington anzutreffen, die einfach nur den 4. Juli feiern wollen – so, wie immer. Zu ihnen gehören ironischerweise Wayne und Lynnis – das ältere Paar aus dem benachbarten Maryland zählt zu den handverlesenen Gästen, die Trumps Rede auf dem Rasen des Weißen Hauses beiwohnen dürfen.

„Ich bin sehr aufgeregt“, sagt die 56-jährige Lynnis. Und fügt mit strahlendem Lächeln hinzu: „Es ist mir egal, wer im Amt ist – es ist eine Ehre, ins Weiße Haus zu dürfen“.

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