US-Rap-Star Kanye West stiftet weitere Verwirrung über mögliche Präsidentschaftskandidatur

Nein, Kanye West hat es nicht auf Platz 1 geschafft - der Thron bleibt aber in der Familie - ImagePressAgency/Imagecollet.com

US-Rap-Star Kanye West hat mit einem Interview weitere Verwirrung rund um seine mögliche Präsidentschaftskandidatur gestiftet. Der schwerreiche Musik- und Modeunternehmer kritisierte am Mittwoch im Wirtschaftsmagazin „Forbes“ weniger Amtsinhaber Donald Trump als dessen demokratischen Herausforderer Joe Biden, stellte eine endgültige Entscheidung binnen 30 Tagen in Aussicht – und kündigte an, seine Partei werde Birthday Party heißen. Das kann sowohl Geburtstags-Partei als auch Geburtstagsfeier bedeuten.

Der 43-Jährige hatte am Unabhängigkeitstag am 4. Juli zur allgemeinen Überraschung angekündigt, bei der Präsidentschaftswahl im November antreten zu wollen. Seitdem wird in den USA gerätselt, wie ernst es der Ehemann von Reality-TV-Star Kim Kardashian wirklich meint.

Im „Forbes“-Interview beteuerte der Rapper, es handle sich um keinen Marketing-Gag, er wolle vielmehr „gewinnen“. Er habe schon „seit Jahren“ mit seiner Frau und Tesla-Gründer Elon Musk über seine Präsidentschaftsambitionen gesprochen. „Wir werden sehen, ob die Ernennung 2020 oder 2024 erfolgt – denn Gott ernennt den Präsidenten. Wenn ich 2020 gewinne, dann war es Gottes Ernennung.“

West, der lange als glühender Anhänger von Trump galt, distanzierte sich in dem Interview erneut von dem Rechtspopulisten. „Ich lege die rote Schirmmütze mit diesem Interview ab.“ Gemeint ist die rote Schirmmütze von Trumps Wahlkampf 2016 – der Rapper hatte sie 2018 bei einem Treffen mit dem Präsidenten im Weißen Haus getragen. 

Zugleich fand West in dem Interview aber viele lobende Worte für Trump. Seit Jahren habe es in den USA keinen Präsidenten mehr gegeben, bei dem Gott so sehr Teil des Gesprächs sein könne. Außerdem sei Trump „etwas Besonderes“ – dagegen sei dessen Herausforderer Biden „nichts Besonders“.

Der Rapper warf den Demokraten und Biden sogar Rassismus vor. „Zu sagen, dass Schwarze die Demokraten wählen, ist eine Form des Rassismus und der Vorherrschaft der Weißen.“ 

Der bei afroamerikanischen Wählern beliebte Biden hatte im Mai für eine Kontroverse gesorgt, als er in einer Radiosendung sagte: „Wenn Sie ein Problem haben, sich zu entscheiden, ob Sie für mich oder Trump sind, dann sind Sie nicht schwarz.“ Der einstige Stellvertreter des ersten schwarzen US-Präsidenten Barack Obama entschuldigte sich später für seine „unglückliche“ Äußerung. Kritiker werfen Trump vor, mit seinen Äußerungen immer wieder rassistische Ressentiments zu schüren.

Im Rätselraten über Kanye Wests Absichten haben Beobachter hervorgehoben, dass der Rapper in vielen Bundesstaaten zwar die Frist für eine Anmeldung zur Präsidentschaftswahl verpasst hat – er in einigen heiß umkämpften Schlüsselstaaten aber Biden schaden könnte, wenn er tatsächlich antritt und schwarze Wählerstimmen gewinnt. Auf die Frage des „Forbes“-Journalisten, ob er sich bewusst sei, dass er damit Trump helfen könnte, antwortete West: „Ich bestreite das nicht.“

In dem langen Interview sagte der 43-Jährige auch, er habe sich im Februar mit dem Coronavirus angesteckt. Als Heilmittel empfahl er das Beten. Bei einem möglichen Impfstoff sei er „extrem vorsichtig“, weil viele Kinder durch Impfungen „gelähmt“ würden – ein häufig genanntes Argument von Impfgegnern, das von der überwältigenden Mehrheit der Experten zurückgewiesen wird. West brachte Impfungen gar mit dem „Teufel“ in Verbindung.

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