Die Zerstörung des brasilianischen Regenwalds durch Brände dürfte dieses Jahr noch schlimmer werden als im bereits verheerenden Vorjahr: Allein im Juni zählte Brasiliens Institut für Weltraumforschung (INPE) bei der Auswertung von Satellitenaufnahmen 2248 Brände im Amazonas, 19,5 Prozent mehr als im Juni 2019. Das ist der schlimmste Juni seit 13 Jahren, wie das Institut am Mittwoch mitteilte.
Der Höhepunkt dürfte nach Einschätzung von Experten aber erst im August erreicht werden. Im vergangenen Jahr hatte die Zahl der Brände bei 30.000 gelegen und sich damit im Vergleich zum August 2018 verdreifacht.
Die meisten Feuer im Amazonas gehen auf Brandrodung in abgeholzten Gebieten zurück – dahinter stehen oftmals Bauern, die auf diese Weise neue Anbauflächen schaffen wollen. In diesem Jahr war die Abholzung besonders intensiv: Laut Inpe wurden auf diese Weise zwischen Januar und Mai 2.000 Quadratkilometer Urwald vernichtet – 34 Prozent mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum. Das Amazonas-Umweltforschungsinstitut schätzt, dass 9.000 Quadratkilometer Wald, die seit vergangenem Jahr abgeholzt wurden, noch vor August in Flammen aufgehen könnten.
Umweltschützer beschuldigen den rechtsradikalen Staatspräsidenten Jair Bolsonaro, die illegalen Rodungen zu fördern, wenn er immer wieder die Legalisierung von Landwirtschaft und Bergbau in geschützten Gebieten fordert. Bolsonaro gilt als Skeptiker des Klimawandels. Der Staatschef hat die finanziellen und personellen Ressourcen für den Umweltschutz bereits drastisch gekürzt.
Experten glauben auch, dass die Zunahme von Waldbränden die Atembeschwerden in der von der Corona-Pandemie schwer betroffenen Bevölkerung noch verstärken könnte. Fast 60.000 Brasilianer sind bislang an Covid-19 gestorben.