Zivilverfahren: Opfer von Ex-Filmmogul Weinstein sollen 19 Millionen Dollar erhalten

Archivbild: Harvey Weinstein
Archivbild: Harvey Weinstein

In einem Zivilverfahren gegen Ex-Filmmogul Harvey Weinstein wegen sexueller Übergriffe gegenüber früheren Mitarbeiterinnen ist eine Entschädigungszahlung von insgesamt knapp 19 Millionen Dollar (16,9 Millionen Euro) vereinbart worden. Die Staatsanwaltschaft erklärte am Dienstag in New York, damit bekämen die Opfer „endlich etwas Gerechtigkeit“. Die Einigung muss noch von zwei Richtern abgesegnet werden, bei zwei an der Sammelklage beteiligten Opferanwälten stieß sie auf Ablehnung.

„Harvey Weinstein und die Weinstein Company haben ihre Angestellten im Stich gelassen“, sagte die New Yorker Generalstaatsanwältin Letitia James. Nach all den Belästigungen, Drohungen und Diskriminierungen bekämen diese nun „endlich etwas Gerechtigkeit“. 

In dem Zivilverfahren wird Weinstein vorgeworfen, er habe weibliche Angestellte „zu ungewünschten sexuellen Kontakten aufgefordert oder gezwungen“. Im Gegenzug soll der früher einflussreiche Filmproduzent ihnen Weiterbeschäftigung oder beruflichen Aufstieg versprochen haben. 

Die Vereinbarung zwischen Weinstein und den Klägerinnen muss noch von zwei Richtern bestätigt werden – dem Richter, der die Insolvenz der Weinstein Company überwacht, und einem New Yorker Bundesrichter.

Der Anwalt Douglas Wigdor, der mehrere der Opfer vertritt, kritisierte die Einigung als „kompletten Ausverkauf“. Weinstein übernehme dabei „keine Verantwortung für seine Taten“ und müsse sich finanziell nicht selbst an der Zahlung beteiligen. 

Wigdor will die Vereinbarung vor Gericht ablehnen. Auch der Opferanwalt Kevin Mintzer wies die Vereinbarung zurück. Sie nehme den Opfern die Möglichkeit, auch die Versicherungen von Weinstein und seiner früheren Produktionsfirma zu verklagen.

Louisette Geiss, die an der Sammelklage beteiligt ist, lobte hingegen, die Vereinbarung ermögliche die Einrichtung eines Fonds zur Entschädigung „vieler Opfer, die ihre Karriere und noch viel mehr verloren haben“.

Der 68-jährige Weinstein sitzt derzeit eine 23-jährige Haftstrafe wegen Vergewaltigung und sexuellen Missbrauchs ab, zu der er im Februar verurteilt wurde. Abgesehen von seiner strafrechtlichen Verfolgung wurden aber auch zivilrechtliche Schritte gegen ihn eingeleitet. Seine Anwälte verhandeln daher mit verschiedenen Opferanwälten über Entschädigungszahlungen.

Die New Yorker Staatsanwaltschaft erwähnte am Dienstag nicht die Grunsatzeinigung, die im Dezember über Entschädigungszahlungen an dutzende Weinstein-Opfer erzielt worden war. Dabei stimmte der Ex-Produzent einer Zahlung von insgesamt 25 Millionen Dollar an mehr als 30 Schauspielerinnen sowie frühere Angestellte zu. In einem Medienbericht dazu hieß es damals, die Summe zahle Weinstein nicht aus eigener Tasche. Vielmehr müssten die Versicherer seines bankrotten früheren Filmstudios dies übernehmen.

Mehr als 80 Frauen, darunter bekannte Schauspielerinnen wie Angelina Jolie, Salma Hayek und Gwyneth Paltrow, haben dem „Pulp Fiction“-Produzenten sexuelle Übergriffe und Gewalt vorgeworfen. Das Bekanntwerden der Vorwürfe gegen Weinstein hatte im Herbst 2017 die weltweite #MeToo-Bewegung gegen sexuelle Gewalt gegen Frauen ausgelöst.

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