Die Pkw-Neuzulassungen lagen im Juli weiter unter dem Vorjahreswert: Wie das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) am Mittwoch mitteilte, wurden 314.938 Fahrzeuge zugelassen, 5,4 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Demnach war die Zahl der monatlichen Neuzulassungen aber 43 Prozent höher als im Vormonat Juni. Im ersten Halbjahr wurden insgesamt gut 1,5 Millionen Neuwagen zugelassen, das entspricht einem Rückgang um 30,1 Prozent im Vorjahresvergleich.
Die „angestaute Nachfrage“ im Juli habe zwar „die Flaute der vergangenen Monate nur teilweise ausgleichen“ können, erklärte der Verband der Automobilindustrie (VDA). Dennoch seien die jüngsten Zahlen ein „Anlass zur Hoffnung“. Die Hersteller produzierten laut VDA wieder fast auf Vorjahresniveau und verzeichneten sogar 21 Prozent mehr Inlandsaufträge als im Juli 2019. Doch „das Exportgeschäft ist weiterhin schwach“: 242.800 Pkw wurden demnach an ausländische Kunden ausgeliefert, ein Rückgang um 15 Prozent.
Während in Deutschland der Anteil der gewerblichen Neuzulassungen im Vorjahresvergleich zurückging, meldeten im Juli mehr Privatkäufer einen Neuwagen an: Jede vierte Neuzulassung ging laut KBA auf Privatverbraucher zurück. Diese hätten sich im Juni noch zurückgehalten, um nun von der Mehrwertsteuersenkung zu profitieren, erklärte die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY. „Bei Unternehmen sehen wir hingegen weiterhin eine große Zurückhaltung. Daran dürfte sich in den kommenden Monaten auch wenig ändern.“
„Wir können noch lange nicht wieder von einem Normalzustand sprechen , aber es geht – verglichen mit den Wochen des Produktionsstillstandes – wieder voran“, erklärte VDA-Präsidentin Hildegard Müller. Dennoch sei mit einem weiteren Beschäftigungsrückgang zu rechnen – Müller verwies auf den „enormen Anpassungsdruck“ der Hersteller mit Blick auf Elektromobilität, zunehmende Digitalisierung und Nachfragerückgang.
Es hätten sich „erhebliche Überkapazitäten in der europäischen Produktion“ für rechnerisch sieben Millionen Fahrzeugen aufgebaut, erklärte Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des Center Automotive Research (CAR) in Duisburg. Er rechnet in der Folge mit deutlichen Kapazitätsanpassungen: In Deutschland würden perspektivisch wohl etwa 100.000 Stellen gestrichen.
Der Zuwachs bei elektrisch betriebenen Pkw setzte sich hierzulande im Juli fort und stabilisierte den Markt: Mit rund 16.800 reinen Elektroautos wurden laut KBA fast dreimal so viele zugelassen wie im Vorjahresmonat. Die Zahl der zugelassenen Plug-in-Hybride betrug demnach gut 19.100 und war damit sogar fast sechsmal so hoch wie im Juli 2019.
Die Nachfrage übersteige in diesen Bereichen noch das Angebot, erklärte EY. Sobald es keine Lieferengpässe mehr gebe, „dürften die Neuzulassungen im Elektrosegment noch weiter steigen“.
Bei Benzinern hingegen gingen die Neuzulassungen den Angaben zufolge um gut 20 Prozent auf knapp 154.400 Neuwagen zurück. Damit hatte noch jeder zweite zugelassene Pkw einen herkömmlichen Benzinmotor. Rund 89.500 Autos wurden laut KBA mit Diesel betrieben – das entspricht einem Rückgang der Neuzulassungen um knapp 19 Prozent und einem Marktanteil von rund 28 Prozent.
Für das Gesamtjahr rechnete der VDA am Mittwoch mit einem Rückgang der Neuzulassungen um 23 Prozent auf rund 2,8 Millionen. EY bezifferte den Rückgang auf „bestenfalls 20 Prozent“.