Bauhauptgewerbe verzeichnet bei Auftragssumme für Juni neuen Rekord

Symbolbild: Bau
Symbolbild: Bau

Die Bauunternehmen in Deutschland haben im Juni ein deutliches Auftragsplus verzeichnet: Der Auftragseingang im Bauhauptgewerbe stieg im Vergleich zum Vorjahresmonat preis- und kalenderbereinigt um 1,2 Prozent auf 8,3 Milliarden Euro, den höchsten je gemessenen Juni-Wert, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Gewerkschafts- und Arbeitgeberseite maßen dieser Entwicklung vor dem Hintergrund der gescheiterten Tarifverhandlungen unterschiedliche Bedeutung für die Branche bei.

Zum Vormonat Mai betrug der Anstieg des Auftragsvolumens den Statistikern zufolge sogar gut zwölf Prozent. Allerdings sei das Plus „in hohem Maße von Großaufträgen beeinflusst“. Demnach konnte der Anstieg im Juni dieses Jahres auch die Rückgänge in den Vormonaten März bis Mai nicht ausgleichen: Im ersten Halbjahr sank der reale Auftragseingang gegenüber dem Vorjahreszeitraum insgesamt um 3,5 Prozent.

Dieser Rückgang sei angesichts der Corona-Pandemie nachvollziehbar und „ein temporäres Phänomen“, erklärte der Bundesvorsitzende der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU), Robert Feiger. Doch „die anfängliche Verunsicherung weicht nun der Entschlossenheit, weiter in den Bau zu investieren“. Feiger betonte, die Branche sei vergleichsweise gut durch die Pandemie gekommen und zeige sich angesichts positiver Umsatzentwicklung und geringer Kurzarbeit weiterhin stabil.

Der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes Deutsches Baugewerbe (ZDB), Felix Pakleppa, zeigte sich deutlich weniger optimistisch: Die positiven Marktsignale seien zwar erfreulich, „hierbei handelt es sich allerdings um eine deutliche Überzeichnung der Nachfrageentwicklung“. 

Laut Pakleppa war das Auftragsplus im Juni fast ausschließlich durch ein Großprojekt zum Ausbau und Betrieb der Autobahn A3 beeinflusst. „Die Vergabe derartiger Aufträge ist für die Auftragslage im Straßenbau für die Masse der hier tätigen mittelständischen Bauunternehmen nicht repräsentativ“, erklärte er. Insgesamt fehlten der Branche nach wie vor neue Aufträge, was bislang noch durch die hohen Bestände vom Jahresbeginn ausgeglichen werden könne.

ZDB und IG BAU streiten vor dem Hintergrund ihres Tarifkonflikts über die wirtschaftliche Stabilität und damit den finanziellen Spielraum der Bauunternehmen in der Corona-Krise. Die Tarifverhandlungen für die rund 850.000 Beschäftigten im Bauhauptgewerbe waren vergangene Woche nach drei ergebnislosen Runden gescheitert. 

Feiger hatte den Arbeitgebern eine „Blockadehaltung“ bei der Forderung seiner Gewerkschaft nach einer Lohnerhöhung um 6,8 Prozent, mindestens aber 230 Euro pro Monat, zugeschrieben. ZDB-Vizepräsident Uwe Nostitz hatte der Gewerkschaftsseite hingegen vorgeworfen, die „wirtschaftlichen Tatsachen“ außer Acht zu lassen. Entgegen anderslautender Behauptungen sei „auch die Bauwirtschaft durch Corona betroffen“.

Am Mittwoch soll eine Schlichtung zur Beilegung des festgefahrenen Konflikts beginnen. Die Tarifparteien haben dann maximal 14 Tage Zeit für ein Ergebnis, danach endet die Friedenspflicht.

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