Ende August ist für den Skandalkonzern Wirecard vorzeitig Schluss im Deutschen Aktienindex (Dax): Um den insolventen Münchner Zahlungsdienstleister möglichst schnell aus dem Index werfen zu können, änderte die Deutsche Börse extra ihr Regelwerk. Künftig sollen insolvente Konzerne binnen zwei Tagen aus dem deutschen Leitindex fliegen. Bislang gab es lediglich vierteljährliche, routinemäßige Überprüfungen der Dax-Zusammensetzung. Ein Überblick über die Reformen:
WIE WURDE DIE DAX-ZUSAMMENSETZUNG BISLANG ÜBERPRÜFT?
Die Zusammensetzung des Dax wurde bis zum Wirecard-Bilanzskandal alle drei Monate angepasst. Für Insolvenzen hielten die Regeln keine sofortige Reaktion bereit; vor Wirecard hatte aber auch nie ein Dax-Unternehmen Insolvenz angemeldet. Die nächste planmäßige Anpassung der Dax-Unternehmen aufgrund von Marktkapitalisierung und Börsenumsätzen ist für den 21. September vorgesehen, wie Andreas von Brevern, Sprecher der Deutschen Börse, der Nachrichtenagentur AFP sagte. So lange hätte der seit Juni insolvente Wirecard-Konzern noch im Dax bleiben können – deutlich zu lang, monierten Kritiker.
WAS IST STATTDESSEN GEPLANT?
Der Kurs von Wirecard ist mittlerweile so niedrig, dass er im Dax insgesamt kaum mehr ins Gewicht fällt. Dennoch will die Deutsche Börse den insolventen Skandalkonzern möglichst rasch loswerden und verkündete deshalb am Mittwochabend neue Regeln für den Umgang mit insolventen Unternehmen. Diese sollen künftig binnen zwei Handelstagen nach Eröffnung eines Insolvenzverfahrens aus dem Dax herausgenommen werden. Die Reformen gelten auch für den M-Dax, den S-Dax und den Tec-Dax.
WANN FLIEGT WIRECARD AUS DEM DAX?
Die Regeln treten laut Deutscher Börse am 19. August in Kraft. Am Abend dieses Tages will die Deutsche Börse die daraus folgenden Veränderungen bei der Dax-Zusammensetzung verkünden – also den Ausschluss Wirecards und die Benennung eines Nachfolgeunternehmens. Nach Marktschluss am 21. August wird die Veränderung demnach umgesetzt. Der erste Handelstag in der neuen Zusammensetzung ist dann der 24. August.
WER KÖNNTE FÜR WIRECARD FOLGEN?
Wenn der erst im Jahr 2018 in den Dax aufgenommene Wirecard-Konzern wie erwartet aus der Gruppe der 30 größten deutschen Unternehmen fliegt, wird ein Nachfolger benötigt. Spekuliert wurde zuletzt, dass anstelle des Finanzdienstleisters der derzeit im M-Dax gelistete Lebensmittel-Lieferdienst Delivery Hero in den Dax aufsteigen könnte. Von Brevern wollte sich dazu nicht äußern. Allerdings gebe es klare Vorgaben für den Nachrücker: Dieser müsse bei der vergangenen Überprüfung vom Juli in der Rangliste ganz vorne gelandet sein.
SIND UMFASSENDERE REFORMEN GEPLANT?
Unabhängig von der Regeländerung zum Umgang mit insolventen Unternehmen wir das Dax-Regelwerk laut Deutscher Börse derzeit einer „vertieften Prüfung“ unterzogen. Auch für mögliche weitere Regeländerungen wird es demnach zuvor eine Umfrage unter Marktteilnehmern geben. Die Ergebnisse aus diesem Prozess sollen bis Jahresende bekanntgegeben werden.
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