Die Zugspitze: Vom Endpunkt verwegener Extremexpeditionen zum Ziel für den Massentourismus

Zugspitze, Deutschland
Zugspitze, Deutschland

Sie ist Deutschlands höchster Berg – und wird nachweislich seit 200 Jahren von Menschen bestiegen: Die Zugspitze entwickelte sich seitdem vom 2962 Meter hohen Endpunkt extremer Expeditionen zu einem Ziel des Massentourismus. Ein geschichtlicher Abriss seit der offiziell dokumentierten Erstbesteigung am 27. August 1820:

1820

Dem bayerischen Leutnant Josef Naus und dem heimischen Bergführer Johann Georg Tauschl gelingt zusammen mit mehreren Begleitern die erste Besteigung der Zugspitze, die offiziell sicher nachgewiesen ist. Sie erreichten den Gipfel im Wettersteingebirge südwestlich von Garmisch-Partenkirchen mittags am 27. August 1820 bei einer Expedition, die der Landvermessung im staatlichen Auftrag dient.

1855

In den ersten Jahren nach der Erstbesteigung bleibt die Zugspitze eine Domäne verwegener Vorreiter. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts aber kommt Bergsteigen in Mode, Eisenbahnen erlauben Fernreisen. Alpenvereine treiben die Entwicklung voran. 1855 eröffnet die erste Unterkunft für Bergsteiger im Zugspitzmassiv auf etwa 2000 Metern. 1883 folgt eine behelfsmäßige Unterkunft direkt am Gipfel.

1897

Angesichts des anhaltenden Alpinismustrends wird unterhalb des Gipfels der Zugspitze eine größere bewirtschaftete Berghütte gebaut und 1897 eingeweiht – das bis heute bestehende Münchner Haus. Schon damals gibt es Streit über die Grenzen touristischer Erschließung. Die für den Bau verantwortliche Münchner Sektion des Deutschen Alpenvereins spaltet sich im Streit sogar auf. An der Hütte entsteht auch eine meteorologische Station.

1926

Der Gipfel, über den die Staatsgrenze zwischen Deutschland und Österreich verläuft, entwickelt sich nach dem Ersten Weltkrieg immer mehr zum Touristenziel. Wintersport wird modern. 1926 geht auf österreichischer Seite eine Seilbahn auf den Zugspitzkamm in Betrieb, zusammen mit einem neuen Hotel auf rund 2800 Höhenmetern.

1930

Auf deutscher Seite startet die bayerische Zugspitzbahn – eine teils in Tunneln geführte Zahnradbahn, die auf das eisbedeckte Hochgebirgsplateau unterhalb des Gipfels auf rund 2650 Metern führt. Am Endbahnhof entsteht das Luxushotel Schneefernerhaus, das ein Jahr später zusammen mit einer Seilbahn zum Gipfel öffnet.

1963

Nach einem durch den Zweiten Weltkrieg und dessen Nachwirkungen verursachten tiefen Einschnitt läuft der Tourismus ab Ende der 40er Jahre wieder an. Nun stehen die Zeichen endgültig auf Ski- und Massentourismus. Rund um dem Gipfel entstehen immer mehr Pisten, Lifte, kleinere Seilbahnen und weitere Einrichtungen. 1963 geht die neue Gipfelseilbahn in Betrieb, die Besucher von der Talstation Eibsee auf deutscher Seite direkt zur Bergspitze bringt. Sie schafft einen noch schnelleren Zugang zu dem Gipfel.

1965

Die Natur erinnert daran, dass es sich bei Zugspitze trotz aller Erschließungsmaßnahmen um eine lebensfeindliche Umgebung handelt. Am 15. Mai trifft eine Lawine die Sonnenterrasse des Schneefernerhauses und tötet zehn Menschen. Das Unglück führt zum Bau zahlreicher Lawinenschutzvorrichtungen am Berg.

1992

Das Hotel Schneefernerhaus schließt und wird in ein staatliches Umweltforschungszentrum umgewandelt, als Ziel für Skifahrer und sommerliche Ausflügler indessen bleibt die Zugspitze unverändert attraktiv. In den 80er und 90er Jahren werden neue Seilbahnen gebaut und die bestehenden Anlagen teilweise aufwändig erweitert. 

2017

Die alte Eibsee-Seilbahn wird durch einen leistungsfähigeren Neubau auf nahezu identischer Strecke ersetzt. Die spektakuläre Konstruktion bricht mehrere technische Weltrekorde. Ein Unfall bei einer Notfallübung beschädigt die Bahn im folgenden Jahr schwer und führt zu einer mehrmonatigen Betriebsunterbrechung.

2020

Die Zugspitze zieht weiterhin jährlich hunderttausende Besucher an. Ein Teil davon ist noch immer ganz klassisch als Bergsteiger unterwegs. Nach Schätzungen der Bayerischen Zugspitzbahn könnte die Zahl in dieser Saison mit 30.000 einen neuen Rekord erreichen.

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