Die Mehrheit der Gesundheitsminister von Bund und Ländern kann sich offenbar keine baldige Rückkehr von Fans in die Fußballstadien in der Corona-Pandemie vorstellen. Es bestehe überwiegend die Meinung, dass bis Ende Oktober keine Zuschauer zugelassen werden sollten, hieß es am Montag nach Beratungen der Gesundheitsministerkonferenz aus Teilnehmerkreisen. Das Konzept der Deutschen Fußballliga (DFL) wurde demnach zwar gelobt. Es sei aber vor Ort relativ schwierig umzusetzen, hieß es.
Offizielle Beschlüsse wurden bei den Beratungen nicht gefasst. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) schrieb im Kurzbotschaftendienst Twitter: „In der jetzigen Situation wären Zuschauer auf den Rängen das falsche Signal.“ Tausende Zuschauer in den Stadien passten nicht zum aktuellen Infektionsgeschehen.
„Jetzt heißt es, keine vermeidbaren Risiken einzugehen“, schrieb Spahn. Das DFL-Konzept sei „in der Theorie gut“. Entscheidend sei in der Pandemie aber die Praxis im Alltag.
Das DFL-Konzept sieht unter anderem vor, weder Stehplätze noch Alkohol zuzulassen. Auch sollen bis zum Jahresende keine Gästefans eingelassen werden. Zudem sollen die Kontaktdaten sämtlicher Stadionbesucher gesammelt werden.
Vor den Beratungen der Gesundheitsminister hatte bereits Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) volle Stadien zum Beginn der Fußballbundesliga „außerordentlich skeptisch“ bewertet. Vielleicht sei es im Lauf der Saison möglich, derzeit könne er sich volle Stadien jedoch nicht vorstellen, sagte der CSU-Chef Söder nach einer Sitzung des bayerischen Kabinetts in Nürnberg.
Weniger zurückhaltend zeigte sich Hamburgs Erster Bürgermeister Tschentscher (SPD) in der Frage nach Fans in Fußballstadien. „Warum soll es nicht möglich sein, ein Fußballstadion mit einigen Tausend Zuschauern aufzumachen?“, fragte er in der „Bild“-Sendung „Die richtigen Fragen“. Es gehe um Verhältnismäßigkeit. Das genaue Vorgehen in der Fußball-Bundesliga hänge von den Konzepten ab. Auch er hob zugleich hervor: „Volle Ränge wird es nicht geben.“
Der Ärzteverband Marburger Bund warnte eindringlich vor einer Rückkehr der Fußballfans in die Stadien. „Die Gefahr von Massenansteckungen wäre real“, sagte die Verbandsvorsitzende Susanne Johna der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Das DFL-Konzept nannte sie „unrealistisch“.
Ein einziger Infizierter unter den Fans könne zur Folge haben, dass sich das Virus „wie ein Lauffeuer“ ausbreite. Dass die Fans auf ihren Sitzen hocken blieben, wenn ihre Mannschaft ein Tor schieße, könne sie sich nicht vorstellen: „Da liegt man sich in den Armen und denkt nicht an Corona.“