In Frankreich breitet sich die Corona-Pandemie zunehmend schnell aus: Die Regierung erklärte am Donnerstag 19 weitere Verwaltungsbezirke zu „roten Zonen“, wie Premierminister Jean Castex mitteilte. Damit gibt es nun insgesamt 21 Risikogebiete. Die Einstufung ermöglicht es den Behörden, die Corona-Maßnahmen auszuweiten. Damit reagiert die Regierung auf den massiven Anstieg der Infektionszahlen.
Auch ein Großteil des Mittelmeer-Raums sowie die Départements um die Großstädte Bordeaux und Toulouse gehören nun zu den besonders betroffenen Gebieten. Dort übersteigt die Zahl der Neuansteckungen seit mehr als einer Woche die Schwelle von 50 auf 100.000 Einwohner.
Bisher waren bereits Paris und das Département Bouches-du-Rhône um die Hafenstadt Marseille als solche Zonen mit „aktiver Virus-Ausbreitung“ eingestuft. Deutschland warnt seine Bürger vor Reisen in den Pariser Großraum und das Gebiet um die Côte d’Azur und die Provence.
Deutsche Staatsbürger müssen bei einer Einreise nach Frankreich dagegen vorerst nicht in Quarantäne, wie der französische Außenminister Jean-Yves Le Drian sagte. Sollte sich die Ausbreitung des Coronavirus in der Bundesrepublik aber deutlich beschleunigen, könne sich dies ändern.
Die Zahl der Neuinfektionen war in Frankreich zuletzt stark angestiegen. Mit mehr als 5400 registrierten Fällen innerhalb von 24 Stunden erreichte sie am Mittwochabend einen neuen Höchststand. Das Robert-Koch-Institut (RKI) zählte in Deutschland zuletzt gut 1500 Neuinfektionen.
„Wir müssen jetzt einschreiten“, betonte Regierungschef Castex deshalb. Zur Eindämmung des Virus kündigte der Regierungschef eine Maskenpflicht in Hochschulen sowie eine Ausweitung der Maskenpflicht auf das gesamte Pariser Stadtgebiet an.
Ab kommender Woche ist der Mund-Nasen-Schutz in Frankreich zudem in Unternehmen sowie für die meisten Schüler Pflicht. Zudem sollen in Kürze bis zu eine Million Tests pro Woche zur Verfügung stehen, wie Gesundheitsminister Olivier Véran versprach.
Die französische Tourismusbranche ist durch die Pandemie stark gebeutelt. In Paris und im Umland brachen die Hotel-Übernachtungen in den ersten sechs Monaten um 60 Prozent ein, der Tourismusverband der Region Ile de France bezifferte das Minus auf 6,4 Milliarden Euro.
Auch in Südfrankreich werden schwere Einbußen befürchtet. Die deutsche Reisewarnung sei „ein harter Schlag“, sagte der Präsident der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur, Renaud Muselier. Bundesbürger gehörten zu den fünf wichtigsten Besuchergruppen in dem Gebiet und kämen häufig in der Nachsaison ab September.
Frankreich ist mit mehr als 30.500 Todesfällen eines der am meisten von der Pandemie betroffenen Länder in Europa. Die sogenannte Reproduktionszahl liegt derzeit bei 1,4 – jeder Infizierte steckt also mehr als einen Menschen an.
Nach Regierungsangaben werden derzeit jede Woche rund 800 Patienten mit Symptomen neu in Krankenhäuser eingeliefert, vor sechs Wochen waren es noch 500. Insgesamt ist die Lage aber noch nicht so dramatisch wie im Frühjahr, denn das Virus breitet sich vor allem unter jungen Leuten aus. Rund 80 Prozent der positiv Getesteten haben den Gesundheitsbehörden zufolge keine Symptome.