Die Senkung der Mehrwertsteuer wegen der Corona-Krise hat im Juli erstmals seit Jahren zu einer negativen Inflationsrate in Deutschland geführt. Die Verbraucherpreise sanken im Juli um 0,1 Prozent im Vorjahresvergleich, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Donnerstag mitteilte und damit seine vorläufigen Ergebnisse bestätigte. Im Vergleich zum Vormonat Juni sanken die Preise demnach um 0,5 Prozent.
Zuletzt hatte die Inflationsrate im April 2016 im Minus gelegen. Noch im Juni 2020, kurz vor der Steuersenkung, hatte sie 0,9 Prozent betragen. Wie die Statistiker mitteilten, „dämpfte die Mehrwertsteuersenkung zum 1. Juli 2020 als eine Maßnahme des Konjunkturpakets der Bundesregierung nun die Preisentwicklung“. Ohne diese Maßnahme wäre die Inflationsrate demnach maximal 1,6 Prozentpunkte höher gewesen – wenngleich die Statistiker betonten, dass es sich hierbei um eine Modellrechnung handle.
Trotz wieder steigender Ölpreise auf dem Weltmarkt gingen den Angaben zufolge vor allem die Energiepreise im Juli weiter zurück: um insgesamt 6,7 Prozent. Die Statistiker verwiesen auf stark gesunkene Preise für Heizöl (minus 31,3 Prozent) und Kraftstoffe (minus 12,9 Prozent). Strom verteuerte sich demnach allerdings um 2,1 Prozent.
Die Preise im Verkehr (minus 3,2 Prozent) sowie für Post und Telekommunikation (minus 2,5 Prozent) sanken laut Statistikamt stark. Bekleidung und Schuhe wurden um 1,7 Prozent günstiger. Nahrungsmittel verteuerten sich hingegen um 1,2 Prozent und die von der Steuersenkung ausgenommenen Tabakwaren sogar um 6,6 Prozent.
Die Preise für Dienstleistungen wie etwa die Wohnungsmiete stiegen ebenfalls um 1,2 Prozent. Für Leistungen beim Friseur und für die Körperpflege (4,9 Prozent) und beim Besuch in Restaurants, Cafés und im Straßenverkauf (1,6 Prozent) mussten trotz Mehrwertsteuersenkung höhere Preise bezahlt werden, wie die Statistiker weiter mitteilten. Gaststätten und Beherbergungsbetriebe wurden demnach um 1,9 Prozent teurer.