Eine Online-Gerichtsanhörung in den USA mit dem 17-jährigen mutmaßlichen Drahtzieher des großangelegten Hackerangriffs auf Twitter-Konten von Prominenten ist laut Medienberichten durch die Einblendung von Rap-Musik und Pornografie gestört worden. Die Anhörung am Mittwoch fand über die in der Corona-Krise populär gewordene Plattform Zoom statt. Die Störungen durch Cyberangriffe waren jedoch so häufig, dass der Richter die Anhörung zeitweise aussetzte, wie die „Tampa Bay Times“ berichtete.
Bei dem Termin ging es um die Höhe der Kaution für den 17-Jährigen. Diese war auf 725.000 Dollar (630.000 Euro) festgesetzt worden, was die Anwälte des Teenagers für zu hoch hielten. In der Anhörung versuchten sie eine Reduzierung zu erreichen. Nach der zeitweiligen Unterbrechung wegen der Hackerattacken entschied der Richter jedoch, dass die Höhe der Kaution nicht verringert wird.
Die Videokonferenz-Plattform Zoom steht bereits seit längerem in der Kritik, nicht sicher genug gegen Hackerangriffe und Datendiebstahl zu sein. Dazu nahm die Plattform nun Stellung: „Wir sind zutiefst bestürzt, von dieser Art von Vorfällen zu hören, und Zoom verurteilt ein solches Verhalten aufs Schärfste. Wir haben vor kurzem eine Reihe von Standardeinstellungen aktualisiert und Funktionen hinzugefügt, mit denen Gastgeber leichter auf Sicherheitskontrollen während der Besprechung zugreifen können, darunter die Kontrolle der gemeinsamen Bildschirmnutzung, das Entfernen und Melden von Teilnehmern und das Sperren von Besprechungen. Wir nehmen Unterbrechungen von Meetings äußerst ernst und arbeiten, wo es angebracht ist, eng mit den Strafverfolgungsbehörden zusammen“.
Der 17-Jährige war am Freitag in Tampa im Bundesstaat Florida festgenommen worden. Er wurde von den Ermittlern als der „führende Kopf“ hinter dem „Bit-Con“-Hackerangriff bezeichnet, bei dem unter anderem die Twitter-Konten von Ex-Präsident Barack Obama, Microsoft-Gründer Bill Gates und Tesla-Chef Elon Musk gekapert worden waren. Bei einem Gerichtstermin am Dienstag plädierte der junge Mann auf nicht schuldig.
Zusammen mit dem 17-Jährigen werden auch ein 19-Jähriger aus Großbritannien und ein 22-Jährigen aus Orlando in Florida von den Ermittlern wegen des Hackerangriffs von Mitte Juli beschuldigt. Auf den gekaperten Konten war ein Aufruf erschienen, binnen 30 Minuten Bitcoins zu überweisen. Angeblich sollte dies mit einer Rückzahlung in doppelter Höhe belohnt werden.
Laut Staatsanwaltschaft sollen die Beschuldigten so Kryptowährung im Wert von mehr als 100.000 Dollar erbeutet haben. Gegen den 17-Jährigen wurden 30 Anklagepunkte eingereicht, unter anderem Betrug in zahlreichen Fällen, Missbrauch persönlicher Daten und unerlaubtes Eindringen in Computersysteme.