Angesichts steigender Infektionszahlen erwägen mehrere Bundesländer offenbar eine Verschärfung der Corona-Maßnahmen besonders gegen Partys und Feste. „Private Feiern sind eine sehr große Gefahr“, sagte die brandenburgische Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Sollte die Zahl der Infektionen weiter im jetzige Tempo ansteigen, drohten abermals „harte Kontaktbeschränkungen“. Das sollte allen bewusst sein.
„Wenn wir merken, dass die Eigenverantwortung nicht weit genug geht, werden wir wieder stärker einschränken müssen“, sagte auch der baden-württembergische Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) der „FAS“ mit Blick auf private und öffentliche Feste. „Jede Öffnung, die wir machen, kommt dem Ritt auf der Rasierklinge gleich“, warnte er. Notfalls müsse und könne das Land „nachsteuern“.
Forderungen nach möglichst einheitlichen, schärferen Maßnahmen kommen dem Bericht zufolge aus Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Berlin. Die Ministerpräsidenten der Länder wollen am kommenden Donnerstag mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in einer Videokonferenz über die Corona-Lage und gegebenenfalls notwendige Konsequenzen beraten.
Warnungen kamen auch aus den Reihen der Koalition im Bund. „Wir dürfen nicht riskieren, dass Kitas und Schulen wieder schließen und Kinder über Wochen zu Hause bleiben müssen, weil wir durch Familienfeste mit zu lockeren Regeln ein erhöhtes Infektionsgeschehen in Kauf genommen haben“, sagte SPD-Chefin Saskia Esken der „FAS“.
„Leider hat sich mit dem Beginn des Sommers eine gewisse Leichtfertigkeit ausgebreitet“, sagte Unions-Fraktionschef Ralph Brinkhaus dem Blatt. Dies sei zwar „ganz natürlich“, doch sei das Coronavirus weiter eine Bedrohung. Er halte es daher für absolut richtig, „wenn Ordnungskräfte mit aller Konsequenz Hygieneverstöße verfolgen“.
Dem Bericht zufolge spielen vor allem private Feiern sowie auch Treffen mit Bekannten bei Neuinfektionen eine immer größere Rolle. In einigen Bundesländern sei dies inzwischen schwerwiegender als eingeschleppte Infektionen durch Reiserückkehrer.