Eine Grande Dame wie Meryl Streep für Hollywood oder Catherine Deneuve für Frankreich will Iris Berben nicht sein. „Von dem, was ich im Kopf habe, ist eine Grande Dame weit entfernt“, sagte sie gerade der Wochenzeitung „Die Zeit“ – und es lässt sich leicht ausmalen, welchen herausfordernden Blick die Berben dabei aufsetzte.
Am Mittwoch wird Berben 70 Jahre alt, doch anders als ihre im großen Stil gefeierten Geburtstage zum 40., 50. oder 60. fällt ein Fest in diesem Jahr wegen der Coronakrise flach. Berben ist zu Dreharbeiten in Köln, allein für den Geburtstag ließ sie sich vertraglich einen freien Tag zusichern.
„Und wenn ich dort allein sitzen sollte, wird die Flasche schon groß genug sein, die neben mir steht“, sagte Berben ohne ein Wort, ob ihr Lebensgefährte, der Stuntman Heiko Kiesow, oder ihr Sohn, der Filmproduzent Oliver Berben, denn wenigstens da sein werden. „Wenn ich Glück habe, bekomme ich Besuch“, fügte sie gerade in der „Augsburger Allgemeinen“ hinzu. „Wenn sich irgendwann eine Möglichkeit gibt, dann werde ich das Leben weiterfeiern.“
Iris Berben kam am 12. August 1950 in Detmold zur Welt. Ihre Eltern waren Gastronomen. Als ihr einziges Kind vier Jahre alt war, trennte sich das Paar, Iris blieb bei der Mutter. Doch die wollte ihr eigenes Leben leben. Bald zog sie nach Portugal, das Töchterchen schickte sie auf ein Internat.
Sie habe sich selbst eingeredet, was für eine tolle Frau ihre Mutter sei, sagte Berben der „Zeit“. Erst als sie älter wurde, habe sie in deren Verhalten Gründe für persönliche Probleme erkannt. Sie habe Probleme, Nähe zuzulassen, beschrieb Berben ihren Zwiespalt: „Nicht nur Nähe, auch Freundschaften sind ein Problem – aber gleichzeitig möchte ich geliebt und gesehen werden.“
Ihr Publikum spürt diesen Zwiespalt nicht, auch das nach eigenen Angaben zu großen Teilen nur vorgegebene Selbstbewusstsein nicht. Womöglich ist das eine Folge ihrer steinigen Anfänge: Mehrmals flog sie von der Schule, das Abitur schaffte sie nicht. Doch schon als junger Teenager war sie ein Blickfang, wurde mit 15 Jahren zur Schönheitskönigin ihrer Schule gewählt und stürzte sich dann in der 68er-Bewegung in ein wildes Leben, Drogenkonsum inklusive.
Anders als Andere ließ sie sich davon nicht runterziehen. Schon mit 18 Jahren spielte sie in ersten Kurzfilmen der Hamburger Kunsthochschule, bald gab es erste Aufträge für Kino und Fernsehen. Ein erster großer Publikumserfolg mit Berben war 1978 Michael Pfleghars Serie „Zwei Himmlische Töchter“, dazu spielte sie in populären Krimiserien wie „Derrick“ und „Der Alte“. Mitte der 80er Jahre zeigte sie an der Seite von Diether Krebs in der äußerst populären Slapstickreihe „Sketchup“ ihr Comedytalent.
Nahtlos schloss sich daran ihr Erfolg in der Serie „Die Guldenburgs“ an, in der Adelssaga spielte sie zwischen 1986 und 1990 mit. Spätestens von da an stand Berben in der ersten Reihe der deutschen Schauspielerinnen, mit der Krimireihe „Rosa Roth“ oder in den „Buddenbrooks“ hatte sie ebenfalls Erfolge.
Berben wurde Dauergast auch in Shows wie „Wetten, dass..?“, wurde teils mehrfach mit Auszeichnungen wie der Goldenen Kamera, dem Bambi und dem Grimme-Preis geehrt und büßte auch mit dem fortschreitenden Alter nicht an Aufträgen ein. Rund 70 Filme drehte sie in den vergangenen 20 Jahren, neun Jahre war sie von 2010 bis 2019 Präsidentin der Deutschen Filmakademie.
Der inoffizielle Titel der erotischsten Schauspielerin Deutschlands ist ebenfalls mit Berbens Namen verbunden. „Wenn ihr mich in die Erotiktüte stecken wollt, dann tut es“, sagt sie mittlerweile. Vielleicht passt das am besten zu ihrer Lust an der Sehnsucht. Die Sehnsucht sei bei ihr immer da. „Sie lässt mich darüber nachdenken, was es eigentlich noch gibt, was ich noch erleben möchte.“