Das Landgericht Trier verhandelt ab dem 19. Oktober gegen acht Angeklagte, die in einem ehemaligen Bundeswehrbunker in Rheinland-Pfalz ein Rechenzentrum für illegale Webseiten betrieben haben sollen. Das Gericht teilte am Mittwoch mit, dass der Prozess vor der Jugendkammer bis Ende 2021 dauern solle. Die Angeklagten sollen mit ihrem sogenannten Cyberbunker kriminellen Kunden Schutz vor staatlichen Zugriffen gegeben haben.
Damit leisteten sie laut Anklage Beihilfe zu den von den Kunden begangenen Straftaten, weil sie diese durch ihre Server maßgeblich unterstützten und förderten. Die Anklage wurde vor der Jugendkammer erhoben, weil zwei der mutmaßlichen Täter im Tatzeitraum noch Heranwachsende waren.
Unter den illegalen Webseiten sollen sich zahlreiche Drogenmärkte im Darknet befunden haben. Einer von ihnen war „Wall Street Market“, die weltweit zweitgrößte illegale Handelsplattform. Auch Datenhehlerei, Inverkehrbringen von Falschgeld sowie weitere Straftaten seien über das Rechenzentrum möglich gewesen, darunter ein groß angelegter Angriff auf Router der Deutschen Telekom im November 2016.
Auf den Servern des illegalen Rechenzentrums wurden fast 6600 Darknetwebseiten aufgelistet. Einem Medienbericht zufolge sollen die mutmaßlichen Tätern einen Server in ihrem sogenannten Cyberbunker auch an die rechtsextreme Identitäre Bewegung vermietet haben.
Hauptangeklagter ist ein Niederländer, der den Ermittlern als Kopf der Gruppe gilt. Er soll den Bunker bei Traben-Trarbach 2013 erworben und das Rechenzentrum mit drei weiteren Angeschuldigten aufgebaut haben. Die weiteren mutmaßlichen Täter stießen laut den Ermittlern später hinzu. Dazu gehören Manager, Buchhalter und Administratoren des Rechenzentrums. Die Anklage wertet das als Gründung und Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung.