Suche nach Opfern von verheerender Explosion in Beirut dauert an

Bild: glomex

Am Tag nach den verheerenden Explosionen im Hafen von Beirut mit mindestens 100 Toten und tausenden Verletzten haben Einsatzkräfte in den Trümmern fieberhaft nach Überlebenden gesucht. „Fast die Hälfte von Beirut ist zerstört oder beschädigt“, sagte Gouverneur Marwan Abud am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP. Bis zu 300.000 Menschen seien obdachlos geworden. Die Bundesregierung setzte Soforthilfen in Gang. 

Nach Angaben des libanesischen Roten Kreuzes wurden durch die Explosionen mindestens 100 Menschen getötet und mehr als 4000 weitere verletzt. Unter den Verletzten waren nach Angaben des Auswärtigen Amts auch Mitarbeiter der deutschen Botschaft. Eine Mitarbeiterin des Goethe-Instituts wurde ebenfalls leicht verletzt. Zur Gesamtzahl der verletzten Deutschen konnte ein Ministeriumssprecher noch keine Angaben machen. „Die Lage vor Ort muss als chaotisch bezeichnet werden“, sagte er.

Eine 47-köpfige Einsatzeinheit des Technischen Hilfswerks könne auf Bitten der libanesischen Regierung noch am Mittwoch nach Beirut starten, um bei der Bergung von Verschütteten zu helfen, sagte der Sprecher weiter. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) betonte in einem Kondolenztelegramm an den libanesischen Ministerpräsidenten Hasan Diab, dass sein Land „in dieser schweren Zeit“ auf die Unterstützung der Bundesregierung zählen könne. Die EU kündigte ebenfalls an, Helfer, Ausrüstung sowie Spürhunde nach Beirut zu schicken. 

Frankreich brachte bereits die ersten Hilfen auf den Weg. Noch am Mittwoch sollten drei Flugzeuge mit Rettungskräften, tonnenweise medizinischer Ausstattung und einer mobilen Krankenstation in Beirut eintreffen, teilte die Regierung in Paris mit. Bereits in der Nacht hatte es Hilfszusagen aus aller Welt gegeben, darunter auch von Israel und dem Iran.

Nach Angaben von Regierungschef Diab waren am Dienstag 2750 Tonnen beschlagnahmtes Ammoniumnitrat detoniert. Das Material sei seit sechs Jahren ohne Vorsichtsmaßnahmen in einem Lagerhaus am Hafen untergebracht gewesen. Diab kündigte an, die Verantwortlichen würden „zur Rechenschaft“ gezogen. Weshalb das Ammoniumnitrat explodierte, blieb jedoch unklar. Die Substanz kann für Düngemittel oder zur Herstellung von Sprengstoff verwendet werden. 

US-Präsident Donald Trump sprach von einem „furchtbaren Angriff“ mit einer „Art von Bombe“. Er berief sich dabei auf Angaben von US-Generälen. Weder vom Pentagon noch den libanesischen Behörden kamen jedoch irgendwelche Hinweise, dass es sich tatsächlich um einen Anschlag gehandelt haben könnte.

Die zweite der beiden Explosionen war besonders gewaltig. Sie sandte einen riesigen orangefarbenen Feuerball in den Himmel. Darauf folgte eine Schockwelle von der Wucht eines Tornados, die Gebäude im Hafen niederriss, Autos umkippte und Fensterscheiben in der ganzen Stadt bersten ließ. Die Detonationen waren im gesamten Land zu hören – und auch im 240 Kilometer entfernten Nikosia auf der Mittelmeerinsel Zypern.

Im Hafen waren Container verbogen wie Konservendosen, ihr Inhalt auf dem Boden verstreut. Schiffe standen in Flammen, zahlreiche Autos brannten aus. Gouverneur Abud ging von Schäden in Höhe von insgesamt drei bis fünf Milliarden Dollar aus.

Der Büroleiter der Friedrich-Naumann-Stiftung in Beirut, Kristof Kleemann, beschrieb die Rauchwolke durch die zweite Explosion als „Pilzwolke wie bei einer Atombombe“. In der Beiruter Innenstadt biete sich ein „Bild der Zerstörung“, sagte er AFP. Die Krankenhäuser seien „völlig überlastet“. Beirut sei dringend auf internationale Hilfe bei der medizinischen Versorgung angewiesen. 

„Es ist eine Katastrophe im wahrsten Sinne des Wortes“, sagte Libanons Gesundheitsminister Hamad Hassan beim Besuch eines Krankenhauses. Der Oberste Verteidigungsrat des Landes erklärte die Stadt zur „Katastrophenzone“. Staatschef Michel Aoun rief eine dreitägige Staatstrauer aus.

Beschädigt wurde auch ein Schiff der Vereinten Nationen: Blauhelmsoldaten der UN-Mission im Libanon (Unifil) seien verletzt worden, einige von ihnen schwer, hieß es in einer UN-Erklärung. Deutsche Soldaten waren laut einem Sprecher des Verteidigungsministeriums nicht betroffen.

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