Eine dicke Ölschicht klebt im Fell des Schafes. „Das kommt vom verseuchten Wasser“, berichtet der Bauer Hasan Abdul Mahmud. Verantwortlich für die Verseuchung ist nach seiner Darstellung die Ölanlage Gir Sero. Die umstehenden Hirten pflichten ihm bei und schildern, wie Schafe und Kühe verendeten, nachdem sie aus dem Bach getrunken hatten. Im Sommer 2015 flohen hunderttausende Syrer vor dem Bürgerkrieg in ihrem Land nach Europa. Die, die geblieben sind, leiden nicht nur unter dem nicht enden wollenden militärischen Konflikt. Als eine der vielen Kriegsfolgen gefährdet im Nordosten des Landes eine Ölpest Menschen und Tiere.
Tausende Barrel Öl flossen in den vergangenen fünf Jahren in die Bäche und Flüsse der Region, wie die niederländische Hilfsorganisation PAX bestätigt. Die umkämpften Ölanlagen wurden im Krieg beschädigt, und seither strömt das Öl ungefiltert in die Umwelt. Im kurdisch kontrollierten Nordosten Syriens geht laut PAX vor allem vom Lager auf dem Ölfeld Rmeilan in der Provinz Hasakeh eine große Gefahr für die Umwelt aus.
Überflutungen im Winter hätten das Öl von Rmeilan auf sein Land geschwemmt, sagt der Landwirt Abdulkarim Matar. „Die Ölabfälle bleiben auf der Erde unserer Felder kleben.“ Die Ernte in seinem Dorf Abu Hadschar sei deshalb mager ausgefallen, sagt der 48-Jährige. „Ich habe zwei Araberpferde verloren, weil sie mit Öl verseuchtes Wasser getrunken haben. Unser Grundwasser ist verseucht, und es stinkt die ganze Zeit.“
Normalerweise benutzten die Menschen in der Gegend das Wasser aus den Bächen und Grundwasser im Haushalt, sagt Wim Zwijnenburg von der Organisation PAX. „Jetzt sind sie vorsichtig, weil es verseucht ist.“ Mit Unterstützung der USA kontrolliert die halbautonome kurdische Verwaltung einige große Ölfelder, auch das in Rmeilan.
Das Öl ist eine ihrer wichtigsten Einnahmequellen. Aber den Preis für den Ölreichtum zahlt die Bevölkerung. In der Dämmerung überziehe der faulige Geruch von Gas und Rohöl das Land, erzählt Bauer Mahmud. „Immer wieder müssen wir unsere Kinder wegen des Qualms zum Arzt bringen.“
Die beschädigten Öllager sind nicht das einzige Problem. In den vergangenen Jahren entstanden nach Angaben von PAX auch viele improvisierte Raffinerien, welche die Bewohner der Gegend mit Benzin und Diesel versorgen. In diesen Anlagen würden die Abfälle direkt in die Flüsse gekippt.
Schwarzer Rauch steigt über einer dieser Raffinerien in der Nähe der Stadt El Kahtanija auf. Die Arbeiter dort versuchen vergeblich, sich mit Tüchern vor dem Gesicht zu schützen. Ahmed Mohammed machen der Qualm und die Dämpfe schwer zu schaffen. Er habe ständig Kopfschmerzen und auch Schmerzen in der Brust, sagt der 37-Jährige. „Aber ich muss diese Arbeit machen, um meine Kinder zu ernähren. Es gibt keine anderen Jobs.“
Die kurdischen Behörden beteuern, sie seien sich der Probleme bewusst. „Das ist eine unserer größten Umweltsorgen“, sagt Beriwan Omer, die in der Verwaltung in Kamischli für Umweltschutz zuständig ist. „Aber eine Lösung ist im Moment schwierig – uns fehlen das Geld und das Fachwissen.“