Tausende Menschen sind in der US-Hauptstadt Washington zu einem Protestmarsch gegen Rassismus und Polizeigewalt gegen Schwarze zusammengekommen. Die Demonstranten versammelten sich am Freitag unter dem Motto „Nehmt euer Knie aus unseren Nacken“ vor dem Lincoln Memorial. Dort hatte vor genau 57 Jahren der Bürgerrechtler Martin Luther King seine berühmte Rede „I Have a Dream“ („Ich habe einen Traum“) gehalten.
Der Marsch wurde nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis Ende Mai organisiert. Ein weißer Polizist hatte dem 46-Jährigen mehr als acht Minuten lang das Knie auf den Nacken gedrückt, obwohl Floyd mehr als 20 Mal klagte, er bekomme keine Luft.
Der brutale Tod des Familienvaters löste Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt im ganzen Land aus. Floyd wurde zu einer Symbolfigur der Bewegung Black Lives Matter (Das Leben von Schwarzen zählt).
An dem Marsch am Freitag sollten unter anderem Verwandte Floyds teilnehmen, außerdem Martin Luther King III, ein Sohn des 1968 ermordeten Friedensnobelpreisträgers, und der bekannte Bürgerrechtler Al Sharpton. Nach den Reden wollen die Demonstranten vom Lincoln Memorial zum nahegelegenen Martin-Luther-King-Memorial marschieren.
Bei der Veranstaltung herrschte wegen der Corona-Pandemie Maskenpflicht. Wurde anfangs an den Einlässen die Temperatur der Teilnehmer gemessen, wurde dies später aufgrund des großen Andrangs gestoppt.
Polizeigewalt gegen Afroamerikaner sorgt schon seit Jahren immer wieder für Empörung in den USA. Zuletzt verletzten Polizisten am Sonntag in Kenosha im Bundesstaat Wisconsin den 29-jährigen Jacob Blake mit Schüssen in den Rücken schwer. Der Vorfall sorgte für neue, teils gewaltsame Proteste, an deren Rande am Dienstagabend zwei Menschen erschossen wurden. Als Tatverdächtiger festgenommen wurde ein 17-jähriger Weißer.