Nach den verheerenden Explosionen in Beirut hat die UNO vor Engpässen bei der Versorgung der libanesischen Bevölkerung mit Grundnahrungsmitteln gewarnt. Es bestehe die Gefahr, dass es „kurzfristig zu Problemen bei der Verfügbarkeit von Mehl“ im Libanon komme, sagte ein Sprecher der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP.
FAO-Vertreter in Beirut befürchteten, dass ein großer Teil der im Hafen von Beirut gelagerten Weizenreserven durch die Explosionen zerstört oder beschädigt worden sei, sagte der Sprecher Dominique Burgeon. „Die Vorräte sind schwer beschädigt.“
Auch die Gründerin der libanesischen Nichtregierungsorganisation Food Blessed, Maya Terro, befürchtete Engpässe bei der Nahrungsmittelversorgung. Der Hafen von Beirut sei der wichtigste Umschlagpunkt für Importe gewesen, sagte sie der AFP. „Der Libanon importiert 80 Prozent seiner Lebensmittel.“ Nach den Explosionen habe sie sofort gedacht: „Leere Supermarktregale und erhöhte Preise aufgrund von Engpässen“, sagte sie.
Wegen der verheerenden Wirtschafts- und Währungskrise im Libanon sind die Lebensmittelpreise in dem Land seit September vergangenen Jahres bereits dramatisch in die Höhe geschnellt. Die Corona-Pandemie hat die Lage in dem Land zuletzt noch verschlechtert.
Durch die zwei Explosionen am Dienstag war nach Angaben der libanesischen Behörden halb Beirut zerstört oder beschädigt worden. Mindestens hundert Menschen wurden getötet, mehr als 4000 weitere verletzt. Nach Regierungsangaben waren 2750 Tonnen ohne geeignete Vorsichtsmaßnahmen gelagertes Ammoniumnitrat explodiert, das vor Jahren beschlagnahmt worden war. Die Substanz kann für Düngemittel oder zur Herstellung von Sprengstoff verwendet werden.