Unter Oberfläche von Zwergplanet Ceres könnte es Reste von salzigem Ozean geben

Zwergplanet Ceres
Zwergplanet Ceres

Der Zwergplanet Ceres könnte einen globalen, salzigen Ozean besessen haben, dessen Reste noch heute tief in seinem Innern zu finden sind. Zu diesen Resten zählt eine Blase aus flüssiger Sole etwa 40 Kilometer unterhalb des sogenannten Occator-Kraters, wie das Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS) in Göttingen mitteilte.

Demnach drängte früher unterhalb des Einschlagskraters Occator die unterirdische Sole an die Oberfläche und hinterließ helle, salzhaltige Ablagerungen. Dieser Prozess dauert wahrscheinlich noch immer an. Die neuen Erkenntnisse basieren auf der Auswertung von Daten der Nasa-Mission „Dawn“, deren Ergebnissen die Fachzeitschriften „Nature Astronomy“, „Nature Geoscience“ und „Nature Communications“ nun mehrere Artikel widmeten.

Ceres ist mit fast tausend Kilometern Durchmesser der größte Himmelskörper im Asteroidengürtel zwischen den Planeten Mars und Jupiter. Der Himmelskörper wurde 1801 entdeckt und trägt den Namen der römischen Göttin des Ackerbaus.

Die spektakuläre Nasa-Asteroidenmission „Dawn“ untersuchte Ceres von 2015 bis 2018 aus der Nähe. Auf einer stark elliptischen Umlaufbahn wagte sich die Raumsonde in den letzten fünf Monaten ihrer Mission bis auf 35 Kilometer an die Ceres-Oberfläche heran – näher als je zuvor. Dem wissenschaftlichen Kamerasystem der „Dawn“-Sonde, das unter Leitung des MPS entwickelt und gebaut wurde, gelangen dabei einzigartige Aufnahmen.

Die neuen Veröffentlichungen zu den „Dawn“-Ergebnissen zeichnen laut MPS das Bild einer einzigartigen Welt, in deren Innern sich bis heute Reste eines globalen Ozeans befinden und dessen sonderbarer Eisvulkanismus – der sogenannte Kryovulkanismus – wahrscheinlich noch immer aktiv ist.

Kryovulkanismus galt dem MPS zufolge lange Zeit als ein Phänomen des äußeren Sonnensystems, das ausschließlich auf einigen Eismonden von Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun auftritt. Durchgewalkt von den gewaltigen Gravitationskräften ihrer Mutterplaneten bieten diese Monde in ihrem Innern so viel Wärme, dass dort Wasser trotz der beachtlichen Entfernung von der Sonne nicht vollständig gefriert und in zum Teil spektakulären Fontänen ins Weltall sprüht.

Die vielen Millionen größerer und kleinerer Brocken im Asteriodengürtel gelten dagegen gemeinhin als einfach aufgebaute, wasserlose und inaktive Körper. Die aktuellen Veröffentlichungen beweisen aber nun, dass sich diese Sichtweise nicht aufrecht erhalten lässt.

Die Autorinnen und Autoren der Fachartikel, zu denen auch Forscher der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) in Münster und des National Institute of Science Education and Research in Bhubaneswar in Indien zählen, legten ein besonders Augenmerk auf den Occator-Krater. Wie sich zeigte, entstand der Krater vor etwa 22 Millionen Jahren durch einen großen Einschlag.

Vor etwa siebeneinhalb Millionen Jahren stieg Sole aus dem Innern an die Krateroberfläche empor. Diese Aktivität setzte sich über Jahrmillionen fort – möglich erscheint sogar, dass aus dem Zwergplaneten noch immer Wasser austritt und verdampft. „Wir gehen davon aus, dass Ceres noch immer gelegentlich kryovulkanisch aktiv ist“, erklärte Andreas Nathues vom MPS, der wissenschaftliche Leiter des „Dawn“-Kamerateams.

Während laut MPS einiges dafür spricht, dass die Ausbrüche in der frühen Entwicklungsphase des Occator-Vulkanismus teilweise geradezu explosiv waren, dürfte sich der Kryovulkanismus von Ceres aber mittlerweile deutlich beruhigt haben. Die Forscherinnen und Forscher vermuten demnach, dass Wasser nun vor allem durch Verdampfen entweicht. „Ein solcher Kryovulkanismus ist nach bisherigem Kenntnisstand im Sonnensystem einzigartig“, erklärte Nico Schmedemann von der WWU.

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