Der private Verein Mein Grundeinkommen hat gemeinsam mit dem Berliner Wirtschaftsforschungsinstitut DIW und weiteren Einrichtungen ein mehrjähriges Pilotprojekt zu den Auswirkungen eines bedingungslosen Grundeinkommens gestartet. 120 Teilnehmer sollen drei Jahre lang jeweils 1200 Euro monatlich erhalten, ohne dass dies an bestimmte Voraussetzungen geknüpft ist. Wie der Verein am Dienstag in Berlin mitteilte, sind Bewerbungen ab sofort möglich.
„Wir wollen herausfinden, wie ein bedingungsloses Grundeinkommen Menschen und Gesellschaft verändert. Wir wollen wissen, was es mit Verhalten und Einstellungen macht“, erklärte der Initiator des Projekts, Michael Bohmeyer. Es gehe auch darum, „ob das Grundeinkommen die Menschen und die Gesellschaft widerstandsfähiger gegenüber Krisen macht“.
Die Teilnehmer müssen dem Verein zufolge keine Bedürftigkeit belegen und können unbegrenzt Geld hinzuverdienen, sofern sie dies wollen. Der Betrag des gezahlten Grundeinkommens orientiere sich an der Armutsgefährdungsgrenze, „das heißt, er liegt über dem Einkommensbetrag, ab welchem die Möglichkeiten zur Lebenserhaltung und Teilnahme am gesellschaftlichen Leben eingeschränkt sind“. Die Auszahlungen sollen im Frühjahr 2021 beginnen.
Bewerben können sich unter www.pilotprojekt-grundeinkommen.de alle volljährigen Bürger, die ihren ersten Wohnsitz in Deutschland haben. Sie müssen einen Fragebogen mit persönlichen Daten und Angaben zu ihrer Lebenssituation ausfüllen.
Die Studie soll starten, sobald sich eine Million Menschen beworben haben. Die hohe Zahl ist den Initiatoren zufolge notwendig, um einen möglichst vielfältigen Teilnehmerkreis bilden zu können. Sollte das Quorum nicht erreicht werden, soll die Studie trotzdem starten. In diesem Fall ende die Bewerbungsfrist am 10. November.
„Zwar gab es bereits weltweit wissenschaftliche Experimente zum bedingungslosen Grundeinkommen, aber ihre Erkenntnisse sind begrenzt. Sie sind entweder veraltet, nicht verallgemeinerbar oder untersuchen das Grundeinkommen nur für Erwerbslose“, erklärte der DIW-Experte Jürgen Schupp. „Vor diesem Hintergrund betreten wir in Deutschland mit dieser Studie wirklich wissenschaftliches Neuland.“
Finanziert wird die Aktion durch Spenden von mehr als 140.000 Privatpersonen. An der wissenschaftlichen Begleitung sind neben dem DIW auch das Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern sowie die Universität Köln beteiligt.