Von Schumacher bis Scholz: Die Riege der SPD-Kanzlerkandidaten

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SPD - Bild: Olaf Kosinsky - CC BY-SA 3.0

Olaf Scholz soll die SPD als Kanzlerkandidat in die Bundestagswahl 2021 führen. Präsidium und Vorstand der Partei nominierten ihn auf Vorschlag der Parteichefs Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans am Montag einstimmig. Ein Überblick zu seinen Vorgängern:

1949: Bei der ersten Bundestagswahl trat Kurt Schumacher als Spitzenmann der Sozialdemokraten an. Er musste sich Konrad Adenauer (CDU) geschlagen geben.

1953: Diesmal ging für die SPD Erich Ollenhauer ins Rennen, der den Parteivorsitz 1952 nach dem Tod Schumachers übernommen hatte. Er unterlag ebenfalls Adenauer.

1957: Auch im zweiten Anlauf scheiterte Ollenhauer an Adenauer. Diesmal erzielten CDU und CSU sogar die absolute Mehrheit.

1961: Neuer Hoffnungsträger der SPD: Berlins Regierender Bürgermeister Willy Brandt. Tatsächlich erzielte die Partei Stimmengewinne, doch blieb die Union erneut mit Adenauer vorn.

1965: Im zweiten Anlauf musste sich Brandt, seit 1964 Parteichef, Ludwig Erhard geschlagen geben. Da die Koalition von CDU/CSU und FDP aber im Jahr darauf zerbrach, konnte Brandt in der ersten großen Koalition unter Kurt Georg Kiesinger (CDU) als Außenminister und Vizekanzler für die SPD in die Regierung einziehen.

1969: Die Union blieb unter Kiesinger zwar stärkste Kraft im Parlament, doch erzielte Brandts SPD gemeinsam mit ihrem neuen Partner FDP eine hauchdünne Mehrheit. Brandt wurde mit der sozialliberalen Koalition erster Bundeskanzler der SPD.

1972: Brandt konnte seine Kanzlerschaft gegen seinen CDU-Konkurrenten Rainer Barzel verteidigen. Die SPD wurde erstmals stärkste Partei im Bundestag. 1974 stolperte Brandt jedoch über die Guillaume-Spionageaffäre und wurde von Helmut Schmidt abgelöst. Er blieb aber bis 1987 SPD-Chef.

1976: Schmidt wurde bei der Bundestagswahl zwar bestätigt. Die Union mit ihrem Spitzenkandidaten Helmut Kohl wurde aber wieder stärkste Kraft.

1980: Diesmal setzte sich Schmidt gegen CSU-Chef Franz Josef Strauß durch. Allerdings wechselte die FDP 1982 die Seiten und wählte Kohl zum Kanzler der neuen Koalition aus CDU/CSU und FDP.

1983: SPD-Fraktionschef Hans-Jochen Vogel war bei den darauffolgenden vorgezogenen Neuwahlen gegen Kohl chancenlos. Die SPD ging an der Seite der Grünen in die Opposition.

1987: Auch der populäre nordrhein-westfälische Ministerpräsident Johannes Rau konnte das Blatt für die SPD nicht wenden. Kohl blieb im Amt. Vogel wurde SPD-Parteichef.

1990: Die SPD schickte den saarländischen Ministerpräsidenten Oskar Lafontaine ins Rennen. Kohl behielt jedoch in den von der Euphorie über die deutsche Einheit geprägten Wahlen klar die Nase vorn.

1994: Unter Rudolf Scharping, seit 1993 Parteichef, kam die SPD dicht an ihr Ziel der erneuten Regierungsübernahme heran. Schwarz-Gelb konnte jedoch knapp die Mehrheit verteidigen. 1995 verlor Scharping den Parteivorsitz an Lafontaine.

1998: Dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder gelang es, Kohl nach 16 Jahren zu verdrängen, er wurde Bundeskanzler einer rot-grünen Koalition. Nach dem Rücktritt Lafontaines 1999 von allen Ämtern wurde Schröder auch Parteichef.

2002: Angesichts einer massiven Wirtschaftskrise wurde es für Schröder knapp. Entgegen manchen Voraussagen ging er gegen den Unionskandidaten, CSU-Chef Edmund Stoiber, aber als Sieger durchs Ziel.

2005: Schröder machte nach schweren SPD-Niederlagen bei Landtagswahlen den Weg für vorgezogene Neuwahlen frei – und unterlag CDU-Chefin Angela Merkel. Den Parteivorsitz hatte Schröder schon 2004 an Franz Müntefering abgegeben. Dessen Nachfolger wurden 2005 erst Matthias Platzeck und dann 2006 Kurt Beck.

2009: Unter schlechten Vorzeichen ging Frank-Walter Steinmeier ins Rennen: Seine Kandidatenkür wurde vom Rücktritt Becks überschattet, der ein Jahr vor der Wahl frustriert den Parteivorsitz abgab. Die SPD rutschte bei der Wahl auf 23 Prozent ab, Merkel bildete eine Koalition mit der FDP.

2013: Der seit November 2009 als Parteichef amtierende Sigmar Gabriel überließ die Spitzenkandidatur Peer Steinbrück, der knapp 26 Prozent holte. Gabriel führte die SPD in eine große Koalition unter Merkel. 2017 verzichtete er zu Gunsten von Martin Schulz auf Parteivorsitz und Kanzlerkandidatur.

2017: Mit Schulz fährt die SPD bei der Bundestagswahl das schlechteste Ergebnis der Nachkriegsgeschichte ein. Den Parteivorsitz übernimmt 2018 zunächst Andrea Nahles. Nach deren Rücktritt schlägt das Duo aus Esken und Walter-Borjans 2019 in einer Urabstimmung über den Parteivorsitz unter anderem Scholz und seine Partnerin Klara Geywitz. Bei der Bundestagswahl 2021 soll Scholz es nun aber doch richten.

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