Wegen verschobener Operationen: Corona beschert der AOK deutlichen Überschuss

Christos Vittoratos (oder/or: " ChristosV ") / CC BY
Christos Vittoratos (oder/or: " ChristosV ") / CC BY

Die Corona-Pandemie hat den Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) einen deutlichen Überschuss beschert. Die Ortskrankenkassen erzielten im ersten Halbjahr ein Plus von 320 Millionen Euro, wie die Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) am Dienstag berichteten. Im ersten Quartal hatte es hingegen noch ein Defizit von 435 Millionen gegeben. Ursache für den Einbruch bei den Ausgaben sei ein bisher noch nie da gewesener Rückgang bei den medizinischen Leistungen. 

So seien im Frühjahr praktisch alle planbaren Operationen in den Krankenhäusern verschoben worden, um Intensivbetten für Corona-Patienten frei zu halten. Aus Angst vor einer Ansteckung vermieden zudem viele Versicherte den Besuch beim Arzt oder beim Therapeuten.

Die Leistungsausgaben je Versichertem im „Corona-Quartal“ von April bis Ende Juni stiegen den Angaben zufolge daher nur sehr leicht um 1,6 Prozent. Im Vorjahresquartal gab es noch ein Plus von 3,4 Prozent. 

Einen solchen Ausgabenknick habe es seit Bestehen der Quartalsstatistik noch nicht gegeben, hieß es bei der AOK. Experten gingen davon aus, dass es auch bei den anderen Kassenarten – Ersatzkassen, Innungskrankenkassen und Betriebskrankenkassen – eine derartige Entwicklung gegeben hat.  

Der Chef des AOK-Bundesverbandes, Martin Litsch, warnte allerdings vor falschen Rückschlüssen. „Die Kassen werden zunächst weiter auf Sicht fahren müssen, denn das Finanzergebnis des zweiten Quartals ist bloß eine Momentaufnahme.“ 

Der weitere Verlauf des Jahres 2020 sei noch nicht abzusehen, sagte er dem RND. „Auf der Ausgabenseite sehen wir zwar in fast allen Leistungsbereichen starke Fallzahl-Rückgänge, bei denen unklar ist, ob und wann es dazu vergleichbare Nachholeffekte geben wird. Gleichzeitig müssen wir aber mit etlichen Extraposten rechnen“,  betonte Litsch. 

So stemme die gesetzliche Krankenversicherung über den Einsatz der Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds die Finanzierung der zusätzlichen Intensivbetten, den Bonus für Pflegekräfte und die Covid-19-Testungen der Bevölkerung. Die PKV sei daran nicht beteiligt, kritisierte er. „Zugleich haben sich die Beitragseinnahmen im Gesundheitsfonds kritisch entwickelt und es ist abzusehen, dass sie deutlich unter den Planungen bleiben werden“, sagte der AOK-Chef.

Wichtig sei daher die Zusage zusätzlicher Bundesmittel von 3,5 Milliarden Euro für dieses Jahr. „Ob das aber ausreicht, müssen wir sehen. Dazu befinden wir uns mit dem Bundesgesundheitsminister im Dialog.“

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