Teile des insolventen Finanzdienstleisters Wirecard sollen nach dem mutmaßlichen Milliardenbetrug erstmals einen Betriebsrat erhalten. Die Beschäftigten von insgesamt drei Wirecard-Gesellschaften wollen dafür Mitte des Monats Betriebsratswahlen einläuten, wie die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi am Donnerstag mitteilte. Zunächst sollen Wahlversammlungen stattfinden, auf denen dann ein Wahlvorstand gewählt wird. Dieser soll dann laut Verdi „möglichst schnell“ Betriebsratswahlen abhalten.
Es geht laut Verdi um die Tochtergesellschaften Wirecard Bank, Wirecard Service Technologies und Wirecard Acceptance Technologies. „Wir haben die Unternehmensleitungen aufgefordert, die Beschäftigten umgehend zu Wahlversammlungen einzuladen“, erklärte die für das Unternehmen im bayerischen Aschheim zuständige Gewerkschaftssekretärin Tina Scholze.
Die Wahl zum Betriebsrat sei so lange möglich, wie das insolvente Unternehmen bestehe. Der Betriebsrat könne dann im Verlauf möglicher Betriebsschließungen Sozialpläne aufstellen und die Interessen der Beschäftigten vertreten, erläuterte Scholze. Bislang gibt es bei keiner der Wirecard-Gesellschaften einen Betriebsrat – anders als bei den meisten anderen Dax-Konzernen.
Wirecard hatte Ende Juni Insolvenz angemeldet. Zuvor hatte das Unternehmen einräumen müssen, dass in der Bilanz aufgeführte Gelder von 1,9 Milliarden Euro, die vermeintlich auf asiatischen Bankkonten lagern sollten, nicht auffindbar seien. Die Staatsanwaltschaft München I ermittelt in dem Fall. Sie geht von gewerbsmäßigem Bandenbetrug aus.