Armeniens Regierungschef Nikol Paschinjan hat Friedensverhandlungen mit dem Nachbarland Aserbaidschan unter russischer Vermittlung abgelehnt. Die Idee eines solchen Gipfeltreffens sei angesichts der „intensiven militärischen Aktivitäten“ rund um die umkämpfte Gebirgsregion Berg-Karabach „unangemessen“, sagte Paschinjan am Mittwoch der russischen Nachrichtenagentur Interfax.
Bei den seit Sonntag andauernden Kämpfen zwischen aserbaidschanischen Soldaten und pro-armenischen Truppen wurden bereits mindestens 98 Menschen getötet. Voraussetzung für Verhandlungen sei eine „passende Atmosphäre“, sagte Paschinjan. „Derzeit“ plane seine Regierung nicht, um eine russische oder internationale Intervention in dem Konflikt zu bitten.
Die russische Regierung hatte angesichts des wieder aufgeflammten Konflikts um Berg-Karabach angeboten, zwischen den verfeindeten Nachbarstaaten Aserbaidschan und Armenien zu vermitteln.
Nach Angaben des aserbaidschanischen Verteidigungsministeriums gingen die „intensiven Kämpfe“ auch am Mittwoch weiter. Demnach töteten aserbaidschanische Streitkräfte 2300 pro-armenische „Separatisten“ und zerstörten 130 ihrer Panzer sowie mehrere Waffenlager. Die Behörden in Berg-Karabach meldeten aserbaidschanische Angriffe entlang der 180 Kilometer langen Frontlinie. Eine Bestätigung für die von Aserbaidschan gemeldeten Opferzahlen gab es jedoch nicht.
Berg-Karabach liegt in Aserbaidschan, wird aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt, welche die Region auch unter ihrer Kontrolle haben. Der Konflikt um die Region dauert bereits seit Jahrzehnten an.
Nach einem Krieg mit 30.000 Toten hatte das ehemals autonome sowjetische Gebiet Anfang der 90er Jahre seine Unabhängigkeit von Aserbaidschan erklärt. Die Region wird jedoch international nicht als eigener Staat anerkannt und gilt nach wie vor als Teil Aserbaidschans.
Am Sonntag war der Konflikt nach Jahren relativer Ruhe neu aufgeflammt. Verkompliziert wird die Lage durch die Konkurrenz zwischen der Türkei und Russland um größeren Einfluss im Südkaukasus.