Der Autozulieferer Continental will im Zuge seines Sparprogramms sein Reifenwerk in Aachen schließen. Ein Unternehmenssprecher bestätigte am Dienstag die Information der Industriegewerkschaft Bergbau-Chemie-Energie (IG BCE). Rund 1800 Menschen werden demnach ihren Arbeitsplatz verlieren. Die Gewerkschaft kritisierte, der Reifenbereich habe selbst im vom Lockdown geprägten Frühjahr schwarze Zahlen geschrieben und „über Jahre zweistellige Gewinnmargen abgeliefert“.
Laut Unternehmenssprecher soll das Werk in Aachen bis Ende 2021 schließen. Der Aufsichtsrat müsse noch zustimmen. „Wir haben zu hohe Kapazitäten im Reifenbereich.“ Dies sei eine Entwicklung, „die wir seit Jahren sehen“. Die Corona-Krise habe dies noch verstärkt.
Continental hatte Anfang September mitgeteilt, dass der Konzern sein Sparprogramm verschärfen werde. Ab 2023 will das Unternehmen jährlich über eine Milliarde Euro einsparen, das ist doppelt so viel wie bislang geplant. 30.000 Stellen weltweit, 13.000 davon in Deutschland, stehen zur Disposition.
Der „Kahlschlag“ im Reifenbereich sei weder mit der Transformation der Autoindustrie zu begründen noch mit der Corona-Krise, kritisierte die IG BCE. „Das ist schlicht Streichen um des Streichens Willen“, sagte Francesco Grioli, Mitglied des geschäftsführenden Hauptvorstands der IG BCE und des Aufsichtsrats von Continental. Es könne nicht sein, dass die Beschäftigten florierender Sparten für Managementfehler im Autozuliefergeschäft bezahlen müssten. „Das wird auf allen Ebenen auf unseren Widerstand stoßen.“
Grioli forderte stattdessen „intelligente Instrumente, um Anpassungen sozialverträglich umzusetzen und möglichst viele Fachkräfte an Bord zu halten“. Auch Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall und stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende von Continental, kritisierte: „Weiteren Stellenabbau anzukündigen, ist eine kurzsichtige Antwort auf wirtschaftliche Probleme.“