Bolsonaro: „NGOs haben mir nichts zu sagen“

Jair Bolsonaro - Bild: Alan Santos/PR / CC BY 2.0
Jair Bolsonaro - Bild: Alan Santos/PR / CC BY 2.0

Der rechtsextreme brasilianische Präsident Jair Bolsonaro hat Umweltschutzorganisationen als „Krebs“ bezeichnet, den er am liebsten ausrotten würde. „Ihr wisst, dass die NGOs mir nichts zu sagen haben“, sagte Bolsonaro in seiner wöchentlichen Facebook-Übertragung. „Ich bin streng mit diesen Leuten, aber ich schaffe es nicht, diesen Krebs zu töten, den die meisten NGOs darstellen.“

Bolsonaro schimpfte während der Videoübertragung auf die „Bastarde“, die ihn beschuldigten, „den Amazonas in Brand zu stecken“. Der Zorn des Präsidenten wurde insbesondere durch die Kampagne „Defundbolsonaro.org“ (etwa: Entzieht Bolsonaro die Gelder) geweckt, die eine Umweltgruppe diese Woche gestartet hatte. 

Unter dem Titel „Bolsonaro zündet den Amazonas an. Schon wieder. Auf welcher Seite stehst du?“ ruft die Kampagne potenzielle Investoren dazu auf, ihr Engagement in Brasilien von der Verpflichtung zum Schutz des Amazonas-Regenwaldes abhängig zu machen. Im Juni hatten bereits internationale Investmentfonds mit einem Gesamtvolumen von vier Billionen Dollar (3,38 Billionen Euro) von der brasilianischen Regierung einen Kurswechsel in der Umweltpolitik gefordert.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch kritisierte Bolsonaros Äußerungen am Freitag. Damit zeige der Präsident „seine totale Verachtung für Nichtregierungsorganisationen“. Die „Anti-Umweltpolitik“ des Staatschefs habe die Zerstörung des Regenwaldes beschleunigt, was ernste Folgen nicht nur für Umweltschützer, sondern für die Gesundheit tausender Menschen habe, die wegen der Waldbrände im Amazonasgebiet „giftige Luft einatmen“.

Erst kürzlich hatte Bolsonaro die Berichte über Brände im Amazonasgebiet als „Lüge“ bezeichnet und behauptet, tropischer Regenwald könne gar kein Feuer fangen. Satellitenaufnahmen des nationalen Forschungsinstituts INPE hatten im August dagegen mehr als 29.000 Feuer im Amazonasgebiet nachgewiesen – die zweithöchste Zahl in zehn Jahren. Weiter südlich im Sumpfgebiet Pantanal verdreifachte sich die Zahl der Brände im Vergleich zum August 2019.

Nach Angaben von Experten haben die Brände in der Regel keinen natürlichen Ursprung, sondern werden von Menschen gelegt, die illegal Land für Ackerbau und Viehzucht erschließen wollen.

Bolsonaro hatte bereits im Wahlkampf angekündigt, das Amazonas-Gebiet wirtschaftlich stärker zu erschließen. Internationale Proteste ließen den Präsidenten unbeeindruckt: Er öffnete immer wieder Schutzgebiete für Landwirtschaft und Bergbau.

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