Eine höchst ungewöhnliche Allianz aus 230 Umweltgruppen und Agrarunternehmen fordert in Brasilien ein rasches Vorgehen gegen die Vernichtung des Amazonas-Regenwaldes. In einem am Mittwoch veröffentlichten Brief an Präsident Jair Bolsonaro verlangt die Allianz „sofortige und dauerhafte“ politische Maßnahmen zum Schutz des Regenwaldes. Das Bündnis reicht von der Umweltorganisation WWF bis zum brasilianischen Fleischkonzern JBS.
Die Allianz trägt den Namen „Koalition Brasilien, Wälder und Landwirtschaft“. Die Unterzeichner des Schreibens beschreiben sich selbst als „ungewöhnliches Form für den Dialog zwischen Umweltschützern und Agrarindustrie“. Zu den Unterzeichnern gehören etwa auch die Lebensmittelriesen Danone und Unilever, die Agrarkonzerne Amaggi und Cargill sowie Wissenschaftler.
Der Brief enthält mehrere Vorschläge zum Schutz des Regenwaldes. Dazu gehört, dass keine Eigentumstitel mehr nachträglich für Ländereien vergeben werden sollen, die seit dem Jahr 2008 illegal übernommen und abgeholzt wurden. Diese Praxis befördert nach Angaben von Umweltschützern die massive Vernichtung von Regenwaldflächen, um sie dann für die Land- und Viehwirtschaft zu nutzen. Auch fordert das Bündnis, dass zehn Millionen Hektar Fläche als staatlich geschützter Wald ausgewiesen werden sollen.
Der Amazonaswald ist für den Schutz des Erdklimas von zentraler Bedeutung – er gilt als „grüne Lunge“ des Planeten. Unter dem ultrarechten Staatschef Bolsonaro hat die Vernichtung des Regenwaldes jedoch dramatisch zugenommen.
Im ersten Amtsjahr Bolsonaros 2019 stieg die Zerstörung des Regenwaldes um mehr als 85 Prozent – eine Fläche fast in der Größe Libanons verschwand. In den ersten acht Monaten dieses Jahres sieht es etwas besser aus, allerdings nur im Vergleich zum Vorjahr. Bis August wurden 6086 Quadratkilometer Regenwald in Brasilien vernichtet, das ist mehr als im ganzen Jahr 2018.
In diesem Jahr wüten gigantische Brände auch im brasilianischen Sumpfgebiet Pantanal mit seiner reichen Tier- und Pflanzenwelt. Eine Fläche von rund 23.500 Quadratkilometern im Pantanal ist seit Januar in Flammen aufgegangen, das sind fast zwölf Prozent dieses Gebiets.