Christian Hirte soll Thüringer CDU wieder auf Kurs bringen

Christian Hirte - Bild: Jan Kopetzky
Christian Hirte - Bild: Jan Kopetzky

Knapp ein Jahr nach dem Absturz der Thüringer CDU und monatelangen innerparteilichen Machtkämpfen soll Christian Hirte die Partei nun wieder auf Kurs bringen. Der 44-Jährige wurde am Samstag auf einem Landesparteitag zum Parteivorsitzenden gewählt – die Position war seit dem Debakel um den früheren Parteichef Mike Mohring vakant. Wenige Monate vor der geplanten Neuwahl im Freistaat steht Hirte vor der Aufgabe, die CDU zu versöhnen und von der rot-rot-grünen Minderheitsregierung abzugrenzen, mit der sie in diesen Tagen den Landeshaushalt aushandelt.

Die CDU habe ein „schlimmes Jahr“ hinter sich, hatte Hirte schon vor seiner Wahl betont. Nach dem Desaster bei der Landtagswahl im vergangenen Oktober, bei der die einstige Regierungspartei ein Drittel ihrer Wähler verlor, tobten in der Partei heftige Grabenkämpfe. Der Fall des FDP-Politikers Thomas Kemmerich, der Anfang Februar mit CDU- und AfD-Stimmen ins Ministerpräsidentenamt gewählt wurde, stürzte schließlich nicht nur die CDU, sondern ganz Thüringen in eine Krise.

Auch für Hirte bedeutete die Causa Kemmerich einen tiefen Einschnitt. Auf Druck von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) wurde er im Februar als Ostbeauftragter der Bundesregierung entlassen – nach nur knapp zwei Jahren im Amt. Fast überschwänglich hatte Hirte zuvor in einer Twitterbotschaft Kemmerich gratuliert und erklärt, statt Rot-Rot-Grün sei nun ein „Kandidat der Mitte“ zum Zug gekommen. Kemmerich nahm jedoch recht schnell wieder seinen Hut.

Hirte, der seit sechs Jahren stellvertretender CDU-Landeschef ist, schadete das Debakel in seiner Heimat indes offenbar nicht. Recht schnell meldete er seine Ambitionen auf den Landesvorsitz an, als der langjährige Thüringer CDU-Fraktions- und Parteichef Mike Mohring im März zurücktrat. 

Bei der Wahl am Samstag fuhr Hirte allerdings auch kein berauschendes Ergebnis ein: Er kam lediglich auf knapp 68 Prozent der Delegiertenstimmen. Hirte versprach deshalb sogleich, er wolle hart daran arbeiten, „auch die anderen noch zu überzeugen“.

Bis zu seinem Rauswurf als Ostbeauftragter hatte der dreifache Vater eine recht glatte politische Karriere hingelegt. Nach dem Abitur absolvierte der Katholik zunächst seinen Zivildienst in einem Senioren- und Pflegeheim, bevor er 1995 ein Jurastudium an der Universität Jena aufnahm.

Erste Erfahrungen im Politikbetrieb sammelte er parallel dazu zwei Jahre lang als Mitarbeiter für zwei Abgeordnete des Thüringer Landtags. Nach seinem Referendariat am Landgericht Meiningen stieg er 2004 als Rechtsanwalt in eine Kanzlei ein, der er bis heute angehört. 2008 zog der im thüringischen Bad Salzungen geborene Hirte in den Bundestag ein. Bei der Wahl 2009 holte er das Direktmandat in seinem Wahlkreis in der Region Eisenach, das er 2013 und auch 2017 verteidigte.

Rund acht Monate vor der geplanten Neuwahl in Thüringen steht Hirte nun vor seiner wohl größten politischen Herausforderung. Auf den Wahltermin im April verständigte sich die rot-rot-grüne Minderheitsregierung unter Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) mit der CDU. Bis dahin will Rot-Rot-Grün mit den Christdemokraten wichtige Projekte wie den Landeshaushalt umsetzen.

Für die CDU ist das ein Balanceakt. Denn die Christdemokraten schlossen mit Linken, SPD und Grünen einen Stabilitätspakt für die Übergangszeit. Gleichzeitig muss sich die CDU als Opposition von der Linksregierung abgrenzen. 

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