Denkwürdige Momente bei Fernsehduellen von US-Präsidentschaftskandidaten

Symbolbild: Wahlen in den USA
Symbolbild: Wahlen in den USA

US-Präsident Donald Trump und sein Herausforderer Joe Biden treten am Dienstag, fünf Wochen vor der Präsidentschaftswahl, in einem ersten Fernsehduell gegeneinander an. In den vergangenen Jahrzehnten sorgten die TV-Debatten der Präsidentschaftskandidaten immer wieder für denkwürdige Momente, auch wenn der tatsächliche Einfluss auf den Wahlausgang begrenzt ist.

1960

Von einer Grippe geschwächt und mit Bartschatten im Gesicht wirkt Vizepräsident Richard Nixon in seiner ersten Fernsehdebatte düster und ausgezehrt – ein scharfer Kontrast zu dem gut aussehenden und dynamischen Senator John F. Kennedy. Nixon kann den schlechten Eindruck später nicht mehr korrigieren und verliert die Wahl.

1976

Präsident Gerald Ford verblüfft die Nation mit seiner Bemerkung, dass es „keine sowjetische Dominanz über Osteuropa“ gebe – eine fragwürdige Aussage zur Zeit des Kalten Kriegs. Für seine Wahlniederlage gegen Jimmy Carter machen Experten allerdings eher die Nachwehen der Watergate-Affäre verantwortlich.

1980

Herausforderer Ronald Reagan gewinnt in einem bis dahin knappen Rennen gegen Carter die Oberhand, indem er zum Schluss des Duells die pointierte rhetorische Frage an die Wähler stellt: „Geht es Ihnen besser als vor vier Jahren?“ Damit trifft er angesichts einer schweren Wirtschaftskrise ins Schwarze. Carter verliert.

1984

Mit 73 Jahren nimmt Präsident Reagan den Anspielungen auf sein hohes Alter die Spitze, indem er in der Debatte mit Walter Mondale ironisch bemerkt: „Ich werde Altersfragen in dieser Kampagne nicht thematisieren. Ich werde die Jugend und Unerfahrenheit meines Opponenten nicht politisch ausschlachten.“

1988

Michael Dukakis wird in seiner Debatte mit George Bush senior vom Moderator mit der Frage konfrontiert, ob er den Tod des Täters wünschen würde, sollte seine Frau vergewaltigt und ermordet werden. Dukakis gibt daraufhin ein trockenes Statement gegen die Todesstrafe ab, das wie abgelesen wirkt – und bestätigt damit sein Image als „Mann aus Eis“. Er verliert die Wahl.

1992

Präsident George Bush Senior lässt während der Fernsehdebatte die Wähler seine Ungeduld spüren, indem er auf seine Armbanduhr schaut. Dies verstärkt den Eindruck, Bush sei ein arroganter Reicher, der sich wenig um die Probleme der kleinen Leute schert. Der Demokrat Bill Clinton gewinnt die Wahl vor allem mit dem Versprechen, die US-Wirtschaft wieder fit zu machen.

2000

Mit Kopfschütteln und wiederholtem Seufzen wirkt Vizepräsident Al Gore im ersten TV-Duell mit George W. Bush herablassend. Bei den folgenden Debatten versucht Gore, mehr zu lächeln – doch den Ruf eines arroganten Intellektuellen wird er nicht mehr los. Er verliert die Wahl in einem äußerst knappen Rennen.

2004

Diesmal hat George W. Bush sein Mienenspiel nicht im Griff und wirkt im Vergleich zu seinem Gegner John Kerry gestresst und reizbar. Bush gerät ins Stocken, blickt finster und verwechselt Osama bin Laden und Saddam Hussein. Die Wahl gewinnt er trotzdem.

2008

John McCain macht einen wenig sympathischen Eindruck, als er mit dem Finger auf Barack Obama zeigt und ihn als „That one“ („Dieser da“) tituliert, statt ihn beim Namen zu nennen. Obamas Demokraten drehen den Spieß um und verwandeln die abschätzige Aussage nach der Debatte in einen Wahlkampfslogan. Im Internet verkaufen sie T-Shirts und Aufkleber mit dem Schriftzug „That one“.

2016

Trump und die Demokratin Hillary Clinton liefern sich in ihren drei TV-Duellen harte Wortgefechte. Noch hallt Trumps Satz nach, unter ihm als Präsident säße seine Rivalin wegen einer E-Mail-Affäre „im Gefängnis“. Und der Republikaner erklärt ungeniert, die Vorwürfe sexueller Übergriffe gegen Clintons Mann Bill seien viel schlimmer als seine frühere Äußerung, er könne Frauen ungefragt in den Schritt greifen.

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