Deutlich weniger Teilnehmer als erwartet bei ersten „Gelbwesten“-Demos seit langem

Symbolbild: "Gelbwesten"
Symbolbild: "Gelbwesten"

Nach langer Pause ist die Protestbewegung der „Gelbwesten“ in Frankreich wieder auf die Straße gegangen – allerdings mit wenigen Demonstrierenden. In Paris nahmen am Samstag rund 2500 Menschen und damit nur halb so viele wie erwartet an zwei Protestzügen durch die Stadt teil. Vereinzelt kam es dabei zu Zusammenstößen mit der Polizei. Diese meldete 275 vorläufige Festnahmen.

In der ganzen Hauptstadt, insbesondere aber auf den Champs-Elysées und den angrenzenden Straßen, war ab dem Morgen ein großes Polizeiaufgebot im Einsatz. Die Polizeipräfektur hatte Versammlungen auf dem bekannten Boulevard sowie rund um Regierungs- und Parlamentsgebäude untersagt. Sie rechnete mit bis zu 5000 Demonstranten, darunter bis zu tausend, die als gewaltbereit galten.

Bei einer Kundgebung im Nordwesten der Hauptstadt wurden am Nachmittag vereinzelt Auseinandersetzungen gemeldet. Einige Demonstranten steckten nach Angaben eines AFP-Fotografen Mülleimer sowie ein Fahrzeug in Brand und warfen unter anderem Bänke um. Polizisten gingen ihrerseits mit Tränengas gegen Demonstranten vor, die sich nicht an die genehmigte Protest-Route hielten.

Die Polizei nahm nach eigenen Angaben 275 Menschen vorläufig fest; die meisten von ihnen, weil sie Messer und andere verdächtige Gegenstände wie Schraubenzieher, Eispickel oder Drahtzangen bei sich trugen. 147 Menschen wurden laut Staatsanwaltschaft in Gewahrsam genommen. Eine der Führungsfiguren der Bewegung, Jérôme Rodrigues, hatte zuvor zu „vollständigem zivilen Ungehorsam“ aufgerufen.

Bei der Kundgebung im Nordwesten von Paris wurde der Kabarettist Jean-Marie Bigard ausgebuht und als „Kollaborateur“ beschimpft, nachdem er sich vergangene Woche von Rodrigues distanziert hatte. Dieser hatte zuvor Polizisten als „Nazi-Bande“ bezeichnet. Etwa 30 Demonstranten drangen zudem kurzzeitig in die Eingangshalle des Senders BFMTV ein, rempelten Wachleute an und beschimpften Journalisten. Die Leitung des Senders erstattete Anzeige.

Auch in anderen Großstädten Frankreichs, darunter in Bordeaux und Colmar, gab es Kundgebungen. In Toulouse und Lyon, wo die Behörden die Proteste mit Verweis auf die hohen Corona-Infektionszahlen untersagt hatten, ging die Polizei mit Tränengas gegen hunderte „Gelbwesten“ vor, die das Verbot ignorierten. Insgesamt mobilisierte die Protestbewegung nach Angaben von Innenminister Gérald Darmanin im ganzen Land rund 8500 Menschen.

Die „Gelbwesten“-Bewegung war vor fast zwei Jahren entstanden. Bei Massenprotesten gegen die Reformpolitik von Präsident Emmanuel Macron kam es immer wieder zu gewalttätigen Zusammenstößen mit der Polizei. Einige Demonstranten erlitten durch Gummimunition und Blendgranaten massive Verletzungen.

Im Vorfeld der neuerlichen Proteste schränkte die Regierung nun den Gebrauch gefährlicher Munition durch die Polizei ein: Innenminister Darmanin kündigte am Freitag strengere Regeln für den umstrittenen Einsatz von Gummimunition bei Demonstrationen an. Zudem sollten ab dem Wochenende im Notfall nur Blendgranaten mit geringerem Verletzungsrisiko eingesetzt werden.

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