Im freien Fall soll ein Rover im wenigen Jahren auf dem Marsmond Phobos landen – nun haben Tests mit einem vorläufigen Modell des Landegeräts in Deutschland begonnen. Entsprechende Forschungen laufen in der Lande- und Mobilitätstestanlage des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Bremen, wie das DLR am Mittwoch in Köln mitteilte. Geprüft wird, wie robust der Rover sein muss.
Immerhin muss das etwa 25 Kilogramm leichte Forschungsgerät einen Aufprall auf die Phobos-Oberfläche nach etwa 40 bis hundert Metern freiem Fall meistern. Der Rover soll mit der Mission Martian Moons Exploration (MMX) der japanischen Raumfahrtagentur Jaxa im Jahr 2024 zum Roten Planeten fliegen, auf Phobos landen und dessen Oberfläche für rund drei Monate erkunden.
„Wir lassen das vorläufige Modell des MMX-Rovers unter Laborbedingungen aus fünf Zentimetern Höhe auf einen wechselnden Untergrund in verschiedenen Winkeln fallen“, erklärte Versuchsleiter Michael Lange vom DLR-Institut für Faserverbundleichtbau und Adaptronik. „Da der Marsmond Phobos wegen seiner geringen Schwerkraft an der Oberfläche nur etwa ein Zweitausendstel der Erdfallbeschleunigung aufweist, können wir so die Intensität des Aufpralls für die Roverstruktur simulieren.“
Zusätzlich zu den strukturellen Belastungen durch die Landung ist der Rover laut DLR extremen Strapazen durch die Umgebungsbedingungen auf dem Marsmond ausgesetzt. So erwärmt sich Phobos binnen seines nur sieben Stunden dauernden Tags von minus 150 Grad Celsius auf plus 50 Grad Celsius. Das Innere des Rovers muss daher auf einer vergleichsweise konstanten Temperatur gehalten werden, um wissenschaftliche Messqualitäten zu gewährleisten.
Die Jaxa-Mission MMX soll 2025 – im Jahr nach dem geplanten Start – in den Marsorbit eintreten. Ziel ist die Erforschung der beiden Marsmonde Phobos und Deimos. Die Forscher erhoffen sich Aufschlüsse, ob die kleinen Monde als eingefangene Asteroiden den Roten Planeten umkreisen oder aber sich nach dem Einschlag eines größeren Körpers auf dem Mars in dessen Umgebung bildeten.
Die Entstehung des Systems von Mars, Phobos und Deimos gilt als ein Schlüssel für ein besseres Verständnis der Planetenbildung im Sonnensystem. Die Landung des MMX-Rovers auf Phobos ist für Ende 2026 oder Anfang 2027 vorgesehen. Entworfen und gebaut wird der Rover unter gemeinsamer Leitung des DLR und der französischen Raumfahrtagentur Cnes.
Die Mission MMX steht in der Tradition einer bereits langjährigen erfolgreichen Kooperation von Jaxa, Cnes und DLR. Sie knüpft an die Vorgängermission Hayabusa 2 an, mit der die Jaxa eine Raumsonde mit dem deutsch-französischen Lander Mascot an Bord zum Asteroiden Ryugu schickte.
Am 3. Oktober 2018 landete Mascot auf Ryugu und schickte spektakuläre Bilder einer Landschaft mit viel Geröll, Steinen und fast ohne Staub zur Erde. Hayabusa 2 nahm Proben von Ryugu und befindet sich derzeit auf dem Rückflug zur Erde. Die Proben des Asteroiden sollen in einer Kapsel am 6. Dezember dieses Jahres in Australien landen und anschließend im Labor untersucht werden.