Eine Wahl mit vielen Fallstricken: Ablauf und Herausforderungen der US-Präsidentschaftswahl

Symbolbild: Wahlen
Symbolbild: Wahlen

Eine tödliche Pandemie, ein Präsident, der schon jetzt Zweifel am Wahlausgang schürt, und womöglich Verzögerungen bei den Briefwahlen: Die US-Präsidentschaftswahl am 3. November droht ein wahrer Krimi zu werden. North Carolina begann am Freitag als erster Bundesstaat mit dem Verschicken von Briefwahlzetteln. Die wichtigsten Fragen im Überblick:

Wie läuft die Präsidentschaftswahl ab?

In den USA wird der Präsident indirekt durch ein Wahlkollegium gewählt, das sogenannte Electoral College. Nachdem die US-Bürger am 3. November ihre Stimme abgegeben haben, werden die insgesamt 538 Wahlleute aus den Bundesstaaten entsprechend dem Wahlergebnis entsandt.

Dabei gilt fast immer die Regel „Alles oder nichts“: Der Kandidat, der in einem Bundesstaat die meisten Wählerstimmen erzielt, bekommt alle dortigen Wahlleute zugesprochen. Nur in Maine und Nebraska werden die Wahlleute proportional zum Wahlergebnis verteilt. Um Präsident zu werden, braucht ein Kandidat die absolute Mehrheit im Electoral College, also die Stimmen von mindestens 270 Wahlleuten. Die Zahl der Wahlleute pro Bundesstaat hängt von der jeweiligen Bevölkerungszahl ab.

Bedeutet eine Mehrheit der Wählerstimmen auch einen Wahlsieg?

Nein. Wegen des Mehrheitswahlrechts auf Ebene der Bundesstaaten kann ein Kandidat landesweit mehr Wählerstimmen gewinnen, aber trotzdem weniger Wahlleute. So bekam Hillary Clinton von den Demokraten 2016 rund drei Millionen Wählerstimmen mehr als Donald Trump – der Republikaner erhielt aber eine klare Mehrheit von 304 der 538 Wahlleute. Auch in diesem Jahr könnte Trump die Wahl gewinnen, auch wenn er landesweit weniger Stimmen bekommt als sein Herausforderer Joe Biden.

Welche Rolle spielen die sogenannten Swing States?

Bei den Präsidentschaftswahlen spielen die sogenannten Swing States oder Battleground States eine herausragende Rolle. Während Demokraten und Republikaner in bestimmten Hochburgen fest auf einen Sieg bauen können, haben in Swing States die Kandidaten beider Parteien eine Chance. Dazu zählen unter anderem Arizona, Florida, North Carolina, Michigan, Ohio, Pennsylvania und Wisconsin, auch wenn sich das im Laufe der Jahre verschieben kann.

Die Kandidaten lassen im Wahlkampf sichere Bundesstaaten weitgehend links liegen und konzentrieren sich bei Wahlkampfreisen und Wahlwerbung auf die umkämpften Bundesstaaten – so derzeit auch Trump und Biden.

Wie wichtig ist die Briefwahl?

Bei der Präsidentschaftswahl 2016 wurden rund 33 Millionen der 137 Millionen Wählerstimmen per Post abgegeben – also knapp jede Vierte. In diesem Jahr könnte sich die Zahl der Briefstimmenwähler wegen der Corona-Pandemie Schätzungen zufolge verdoppeln. Umfragen zufolge wollen vor allem Wähler der Demokraten per Briefwahl abstimmen, um einen Gang ins Wahlbüro und damit ein potenzielles Corona-Ansteckungsrisiko zu vermeiden.

Was sind die Risiken der Briefwahl?

Die erwartete massive Zunahme der Briefwahlstimmen ist eine gewaltige Herausforderung für die Wahl-Organisatoren. Zunächst müssen alle Unterlagen rechtzeitig verschickt werden und dann ausgefüllt wieder bei den Wahlbehörden ankommen. Verzögerungen könnten dazu führen, dass Millionen Stimmen nicht gezählt werden. 

Kritiker werfen Trump vor, die Post gezielt zu schwächen, um die Briefwahlen zu torpedieren. Zuletzt sorgte der Präsident mit dem Aufruf zu einer potenziell illegalen doppelten Stimmabgabe per Post und persönlich im Wahllokal für Empörung.

Die Auszählung von Briefwahlstimmen dauert außerdem länger als bei im Wahllokal abgegebenen Stimmen. Bei einigen Vorwahlen vergingen zuletzt Wochen, bis ein Sieger feststand. Das Szenario könnte sich bei der Präsidentschaftswahl am 3. November wiederholen – besonders bei einem sehr knappen Wahlausgang in einzelnen Bundesstaaten.

Droht bei Briefwahlen Betrug in großem Stil?

Seit Monaten macht Trump Stimmung gegen Briefwahlen und behauptet, sie seien besonders betrugsanfällig. Experten widersprechen energisch: Betrug bei Briefwahlen ist demnach sehr selten. Kritiker werfen dem Präsidenten vor, mit seinen Äußerungen schon jetzt Zweifel am Wahlergebnis schüren zu wollen – um dann eine mögliche Niederlage nicht anzuerkennen.

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