Einer der einflussreichsten Kardinäle im Vatikan, Angelo Becciu aus Italien, ist überraschend zurückgetreten. Papst Franziskus habe den Rücktritt des 72-Jährigen akzeptiert, teilte der Heilige Stuhl am Donnerstag mit. Eine Begründung für den Rücktritt wurde nicht genannt. Becciu hatte in den vergangenen sechs Jahren eine Rolle als eine Art Stabschef des Papstes wahrgenommen. Damit war er einer der engsten Mitarbeiter des Oberhauptes der katholischen Kirche.
Beccciu leitete auch die Abteilung, die für Selig- und Heiligsprechungen zuständig ist. Zum Kardinal war Becciu vor zwei Jahren ernannt worden. Sein Rücktritt könnte mit einer Untersuchung zusammenhängen, die im Vatikan zu einem Immobiliengeschäft im noblen Londoner Stadtteil Chelsea läuft. Das Bauprojekt war über in Steueroasen ansässige Fonds und Firmen finanziert worden.
Der Vatikan hatte im Jahr 2014 in das Projekt zu investieren begonnen, als Becciu im Sekretariat, also der zentralen Verwaltungsstelle des Vatikans, tätig war. Die Polizei des Vatikans durchsuchte im vergangenen Jahr die Büros des Sekretariats und beschlagnahmte Finanzdokumente und Computer. Fünf Mitarbeiter wurden vom Dienst suspendiert. Becciu hatte zu Beginn dieses Jahres das Immobiliengeschäft in Chelsea verteidigt.